Volk massiv dagegen

Japan beschloss Wiedereinstieg in die Atomkraft

Ausland
11.04.2014 11:26
Die japanische Regierung hat trotz der massiven Ablehnung in der Bevölkerung den Wiedereinstieg in die Kernkraft beschlossen. Das Kabinett in Tokio verabschiedete am Freitag einen Energie-Plan, der drei Jahre nach der Fukushima-Katastrophe den Ausstieg der Vorgängerregierung rückgängig macht. Im neuen Plan wird die Atomkraft als "wichtige Energiequelle für die Grundversorgung" bezeichnet.

Industrieminister Toshimitsu Motegi betonte, die Abhängigkeit des Landes von der Atomkraft werde "durch eine Reihe von Maßnahmen" verringert. Konkrete Vorgaben zu den jeweiligen Anteilen im Energie-Mix beinhaltet der Plan nicht. Die Regierung könnte dies in zwei oder drei Jahren festlegen, sagte Motegi. Das Vorhaben muss nun noch vom Parlament abgesegnet werden.

Japan deckte vor dem Fukushima-Unglück im März 2011 - der größten Atomkatastrophe seit Tschernobyl - knapp ein Drittel seines Energiebedarfs über die Kernkraft. Als Reaktion auf das Desaster beschloss die Regierung der Demokraten den Ausstieg aus der Kernkraft. Allerdings übernahmen die Liberaldemokraten Ende 2012 die Macht. Ministerpräsident Shinzo Abe hat die Abgeordneten seiner Partei und des Koalitionspartners Neue Komeito monatelang bearbeitet, um ihre Zustimmung zum neuen Energie-Plan zu gewinnen.

Rund 80 Prozent der Bevölkerung für Ausstieg aus Kernkraft
Umfragen zufolge sind allerdings rund 80 Prozent der Japaner gegen ein Wiederhochfahren der fast 50 eingemotteten AKWs und für den Ausstieg aus der Kernkraft. Neben der Fukushima-Katastrophe selbst sind die anhaltenden Probleme des Betreibers Tepco bei der Bewältigung der Folgen Grund für die Skepsis. Allerdings zahlt Japan einen hohen Preis für die Atom-Pause. Es hat fast 90 Milliarden Dollar für fossile Brennstoffe ausgegeben, um den Strombedarf konventionell zu decken. Die Handelsbilanz des Inselstaates kommt wegen der Importe nicht aus den roten Zahlen heraus.

Zudem ergab eine Analyse der Nachrichtenagentur Reuters, dass möglicherweise zwei Drittel der japanischen Reaktoren wegen der Kosten für verschärfte Sicherheitsauflagen und anderer Faktoren gar nicht wieder ans Netz gehen können. Für die japanische Atomindustrie könnte die Wende ohnehin zu spät kommen, denn die AKW-Betreiber sind auf hohen Verlusten sitzen geblieben. Die Versorger Hokkaido Electric Power und Kyushu Electric Power baten jüngst den Staat um Hilfe – und Tepco musste bereits 2012 aufgefangen werden.

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