40 Festnahmen

Italien: Mafia betrieb “Bank” und vergab Kredite

Ausland
04.03.2014 17:05
Die Mailänder Polizei hat 40 Personen wegen Geldwäsche, Wucher, Erpressung und Korruption festgenommen. Die Mitglieder eines Clans der 'Ndrangheta, der Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien, hatten in der industriereichen Region Lombardei eine "Bank" aufgebaut, die Unternehmen Kredite zu Wucherpreisen gewährte.

Die kriminelle Organisation exportierte Kapital in die Schweiz und nach San Marino. Die dank illegaler Aktivitäten eingetriebenen Summen wurden vor allem in der Baubranche, im Handel, in der Gastronomie, sowie im Verkehrsbereich gewaschen. Die Organisation sammelte außerdem Geld zur Unterstützung der Familien inhaftierter Mafiosi.

"Die illegale Bank verwaltete Hunderte Millionen Euro. In einer Krise, wie jener, die Italien erlebt, stellt die Mafia skrupellosen Unternehmern frisches Geld zur Verfügung", kommentierte die Mailänder Staatsanwältin Ilda Boccassini, die die Ermittlungen geleitet hatte. Wegen des Wuchers, den die "Bank" betrieb, seien viele Unternehmer pleitegegangen. Mehrere von ihnen seien gezwungen worden, ihre Betriebe an mit der Mafia verstrickte Unternehmer zu verkaufen.

Mafia ist in Italien der "Konzern" mit dem höchsten Umsatz
Die Mafia ist in Italien das Unternehmen mit dem höchsten Umsatz. Das organisierte Verbrechen erwirtschaftet laut einer neu veröffentlichten Studie des italienischen Industriellenverbands Unimpresa einen Jahresumsatz von 180 Milliarden Euro und ist bei Weitem der größte "Konzern" im Land. Der Jahresgewinn beträgt über 100 Milliarden Euro, geht aus der Studie hervor. Die Mafia ist auch Italiens solideste Bank. Die organisierte Kriminalität kann mit einer Liquidität von 65 Milliarden Euro rechnen, so viel wie derzeit kein Geldinstitut im Stiefelstaat.

"In dieser Krisenphase ist die Mafia AG die einzige Struktur, die über liquide Mittel für Investitionen verfügt. Sie ist eine Holding, die den Markt stark beeinflusst, die Preise bestimmt und Konkurrenten vernichtet", warnte der Verfasser der Studie, Luigi Scipione, Mitglied des Unimpresa-Aufsichtsrats.

In einigen Regionen Süditaliens habe die Mafia sogar eine Art Wohlfahrtsstaat entwickelt, von dem Tausende Menschen leben. Scipione nannte Schutzgelderpressung, illegalen Geldverleih, Prostitution, Diebstahl, Betrug und Schmuggel als Hauptgeschäftsbereiche der kriminellen Organisationen. Die Mafia bereichere sich aber immer mehr auch mit Produktpiraterie, illegalen Wettspielen und Bauten. Auch in der Lebensmittelbranche habe die Mafia in manchen Regionen Süditaliens die Kontrolle übernommen. So seien die Preise vieler Landwirtschaftsprodukte vom Organisierten Verbrechen bestimmt.

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