Bagdad will US-Hilfe

Irans Präsident droht mit Intervention im Irak

Ausland
18.06.2014 18:42
Der Iran droht in den blutigen Konflikt im benachbarten Irak einzugreifen. Sein Land werde nicht zögern, heilige Stätten des Islam zu verteidigen, sagte Präsident Hassan Rohani am Mittwoch. Es hätten sich zahlreiche Freiwillige - angeblich bis zu 5.000 - gemeldet, um "die Terroristen in ihre Schranken zu weisen". Die irakische Regierung bat am Abend die USA offiziell um Unterstützung durch Luftangriffe.

Bagdad habe gemäß einem Sicherheitsabkommen mit den USA um "Luftschläge gegen die Terroristengruppen" angesucht, so Außenminister Hoshjar Sebari (kleines Bild). Die Dschihadisten von der Organiation Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (ISIS) hatten zuvor ihre Offensive ausgeweitet und die größte Raffinerie des Landes in Baiji angegriffen.

Der iranische Präsident Rohani hatte in einer live im TV übertragenen Rede von "Mördern und Terroristen" gesprochen, gegen die es heilige Stätten in irakischen Orten wie Kerbala, Najaf und Samarra zu verteidigen gelte. Noch am Samstag hatte Rohani erklärt, die Teheraner Regierung habe keine Truppen in den Irak geschickt und werde dies sehr wahrscheinlich auch nie tun.

"Große Nation Iran" bereit für Kampf
Westliche Diplomaten gehen dagegen davon aus, dass der Iran bereits Militärberater der Elite-Einheit der Revolutionären Garden ins Nachbarland entsandt hat. Am Mittwoch hieß es vonseiten Rohanis, die "große Nation Iran" stehe für den Kampf bereit. Das Land begreift sich als regionale Schutzmacht der Schiiten, der Bevölkerungsmehrheit im Irak.

Rohanis Äußerungen riefen umgehend den Erzfeind Irans in der Region, das sunnitische Machtzentrum Saudi-Arabien, auf den Plan. Außenminister Prinz Saud al-Faisal warnte vor einer internationalen Einmischung in den Konflikt. Die legitimen Forderungen des Volkes und der Wunsch nach nationaler Einheit müssten erfüllt werden, ohne dass die politische Agenda von außen bestimmt werde. Der Konflikt trage immer mehr die Züge eines Bürgerkriegs und die Folgen für die gesamte Region seien kaum absehbar, sagte der Minister.

ISIS setzt Offensive im Irak fort
ISIS setzte unterdessen ihren Vormarsch im Irak fort. Am Mittwoch brachten die Aufständischen die größte Ölraffinerie des Landes weitgehend unter ihre Kontrolle. Indien und die Türkei gingen Berichten nach, denen zufolge aus diesen Ländern stammende Bauarbeiter verschleppt wurden. Unter den Entführten sollen auch Turkmenen, Nepalesen und Pakistani sein. Bewaffnete sollen einen Autokonvoi mit flüchtenden Facharbeitern angehalten haben. Iraker aus dem Konvoi wurden freigelassen, die Ausländer gefangen genommen.

In der vergangenen Woche hatte ISIS große Teile des Nordirak erobert. Nun versuchen die Islamisten, dieses Gebiet mit dem von ihnen kontrollierten Territorium in Syrien zu verbinden und einen Kalifat-Staat zu gründen. Im Kern handelt es sich bei der aktuellen Irak-Krise aber auch um eine Zuspitzung des seit Jahren schwelenden Konflikts zwischen den beiden im Irak vertretenen Glaubensrichtungen des Islam: Während die Minderheit der Sunniten bis zum Sturz von Ex-Machthaber Saddam Hussein bei der US-Invasion vor gut elf Jahren in dem Land das Sagen hatte, sorgt die Regierung unter dem Schiiten Nuri al-Maliki nun unter den Sunniten für Unzufriedenheit.

UNO ruft zum Dialog im Irak auf
Erst am Dienstag hatten hochrangige Vertreter beider Seiten - darunter auch Maliki - zur Einheit des Landes aufgerufen. Nach einem Treffen hinter verschlossenen Türen forderten Schiiten und Sunniten gemeinsam den Schutz von Souveränität und Würde des irakischen Staates. Kurz zuvor war Maliki von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Dialog mit den Sunniten aufgerufen worden. Auch die USA mahnten die Politik im Irak zum geschlossenen Vorgehen gegen den Vormarsch der Extremisten.

Wie die USA selbst auf die Eskalation im Irak reagieren werden, ist noch unklar. Zwar hat die Regierung in Washington einen Flottenverband in den Persischen Golf entsandt und bis zu 275 Soldaten zum Schutz von US-Bürgern und der Botschaft des Landes in den Irak geschickt. Doch am Mittwoch signalisierte Finanzminister Jack Lew bei einem Besuch in Israel, dass eine militärische Lösung keine Priorität für die USA habe. Offensichtlich brauche der Irak deutlich mehr Hilfe, um mit extremistischen Gruppen fertigzuwerden und die eigenen Sicherheitskräfte zu stärken, sagt Lew. "Es gibt keine militärische Lösung, die die Probleme des Irak aus dem Weg räumen könnte."

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