"Boycott Indonesia"

Internationale Kritik an Exekution von Ausländern

Ausland
29.04.2015 13:28
Die Hinrichtung von sieben wegen Drogenhandels verurteilten Ausländern in Indonesien ist international auf Kritik gestoßen. Australiens Premier Tony Abbott sagte am Mittwoch in Canberra, wegen der Exekution zweier Australier sei der Botschafter in Jakarta zu Konsultationen zurückgerufen worden. Brasiliens Regierung sprach von einem "schwerwiegenden Zwischenfall in den bilateralen Beziehungen".

Seine Regierung könne "nicht einfach zur Tagesordnung übergehen", sagte der australische Premierminister Abbott. Die Beziehungen beider Länder hätten Schaden genommen. Nachdem sich Botschafter Paul Grigson um die Angehörigen der beiden hingerichteten Australier Myuran Sukumaran and Andrew Chan gekümmert habe, solle er zu Konsultationen zurückkehren.

Gnadenappelle brachten nichts
Am Mittwoch waren Sukumaran und Chan zusammen mit sechs weiteren Gefangenen durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Es handelte sich um einen Indonesier und sieben Ausländer, neben den zwei Australiern ein Brasilianer und vier Nigerianer. Sämtliche Berufungsanträge und Gnadenappelle waren negativ beschieden worden.

Sukumaran und Chan waren als Anführer der Drogenbande "Bali Nine" wegen Heroinschmuggels zum Tode verurteilt worden. Die australische Außenministerin Julie Bishop bedauerte am Mittwoch, dass nicht berücksichtigt worden sei, dass sich die beiden Männer in ihrer langen Haft geläutert hätten. Australien, einer der wichtigsten Handelspartner Indonesiens, hatte wochenlang vergeblich gegen die Exekutionen protestiert. Auf Twitter kursierten nach der Hinrichtung Boykottaufrufe unter dem Hashtag #BoycottIndonesia oder #Boycottbali.

Brasilien prüft nächste Schritte
Der amtierende brasilianische Außenminister Sergio Franca Danese erklärte nach den Hinrichtungen, nach diesem "schwerwiegenden Zwischenfall in den bilateralen Beziehungen" prüfe seine Regierung die nächsten Schritte. Die Familie des Brasilianers Rodrigo Gularte hatte erklärt, er leide unter Schizophrenie.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte die Hinrichtungen "völlig verwerflich". Auch ein Sprecher des Büros des Hohen Kommissars der UNO für Menschenrechte nannte die Exekutionen "extrem traurig". Ebenso wie UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon habe auch der UNO-Menschenrechtskommissar Indonesien immer wieder aufgerufen, von derartigen Hinrichtungen abzusehen, erklärte sein Sprecher Rupert Colville am Mittwoch in Genf. EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos stellte in Brüssel klar, dass die EU der Todesstrafe weiterhin ablehnend gegenübersteht.

Indonesien weist Kritik zurück
Indonesiens Justizminister Muhammad Prasetyo verteidigte die Exekutionen hingegen. "Wir führen einen Krieg gegen schreckliche Drogenverbrechen, die das Überleben unseres Landes bedrohen", sagte er und wiederholte damit die Argumentation von Staatschef Joko Widodo. Außenminister Retno Marsudi nannte die Abberufung des australischen Botschafters eine "vorübergehende Reaktion". "Wir importieren mehr von Australien als umgekehrt. Wenn der Handel eingefroren wird, leiden die Australier stärker."

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