1973 vergewaltigt

Inderin starb nach jahrzehntelangem Koma

Ausland
18.05.2015 12:30
Ihr Schicksal sorgte in Indien jahrzehntelang immer wieder für Sterbehilfe-Debatten. Die Krankenschwester Aruna Shanbaug war im Jahr 1973 von einem Putzmann in ihrem Spital so brutal vergewaltigt worden, dass sie ins Koma fiel. In diesem Zustand vegetierte sie dann dahin - bis Montag, als sie nach mehr als 40 Jahren im Koma im Alter von 66 Jahren starb.

Ein Putzmann hatte Shanbaug im November 1973 während einer Nachtschicht aufgelauert. Mit einer Kette fesselte er die Krankenschwester an ein Bett verging sich an ihr. Wegen der fehlenden Sauerstoffzufuhr wurde ihr Hirn schwer geschädigt. Der Angreifer wurde wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Schwere Lungenentzündung beendete Leidensweg
Während ihr Peiniger danach wieder ein freier Mann war, blieb Shanbaug ihr Leben lang an Maschinen angeschlossen: Sie wurde über die Nase ernährt und medizinisch versorgt. Die wenigen Verwandten hatten keinen intensiven Kontakt zu ihr. Vor sechs Tagen brach bei der 66-Jährigen dann eine schwere Lungenentzündung aus, die den jahrzehntelangen Leidensweg der Frau schließlich beendete. "Frau Shanbaug ist am Montag um 8.30 Uhr gestorben", erklärte ein Sprecher des King Edward Memorial Spitals von Mumbai.

Kurz nach Bekanntwerden ihres Ablebens erschienen erste Kondolenzbotschaften in den sozialen Netzwerken. "Nun ist sie endlich frei", schreiben zahlreiche User auf Twitter. Die meisten kritisieren dabei die indische Rechtsprechung, die die Sterbehilfe verbietet. Zahlreiche Versuche vor Gericht, für Shanbaug eine Ausnahmegenehmigung zu erlangen und die Zwangsernährung zu beenden, waren während der letzten Jahrzehnte gescheitert.

Krankenschwestern waren gegen Sterbehilfe
Die Krankenschwestern, die Shanbaug pflegten, bekämpften den Schritt bis zuletzt. "Die Schwestern säuberten und fütterten sie, wechselten ihre Kleidung - das alles nicht mechanisch. Sie sprachen mit ihr", sagte Pragna Pai, die frühere Vorsteherin des Krankenhauses, am Montag dem indischen Sender NDTV. Sie habe Fisch und Mangos gemocht - und dies auch deutlich gemacht, während sie ungeliebtes Essen ausspuckte oder in den Finger der jeweiligen Schwester biss, erklärte Pai.

Das indische Höchstgericht wies zuletzt im Jahr 2011 einen Antrag auf aktive Sterbehilfe ab, das Urteil ebnete aber zumindest den Weg für die passive Sterbehilfe in Ausnahmefällen. "Sie hätte viel früher gehen dürfen sollen", heißt es in einem Beitrag auf Twitter. Viele sehen in Shanbaugs Fall "alles, was in Indiens Gesellschaft falsch ist".

"Mein gebrochener kleiner Vogel ist endlich davongeflogen"
Erleichtert zeigte sich jener Anwalt, der Shanbaugs Fall zuletzt vor Gericht vertreten hatte. Er war von Pinki Virani, einer indischen Autorin, engagiert worden. Virani schrieb ein Buch über das Schicksal der vergewaltigten Krankenschwester. "Mein gebrochener, geschlagener kleiner Vogel ist nun endlich davongeflogen", meinte die Autorin am Montag gegenüber der britischen BBC.

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