Protest in Brasilien
Hunderttausende bei Demos gegen Präsidentin
Märsche setzten sich unter anderem in der Hauptstadt Brasilia, in Sao Paulo und Rio de Janeiro sowie im südöstlichen Belo Horizonte, im nordöstlichen Recife und in Belem im Norden in Bewegung.
"Dilma raus!" und "Nein zur Korruption!"
In Brasilia forderten die zumeist in den Landesfarben grün und gelb gekleideten Demonstranten Neuwahlen sowie den Rücktritt oder eine Amtsenthebung der 64-jährigen Staatschefin. "Dilma raus!" und "Nein zur Korruption!", stand auf Plakaten. "Wir wollen, dass sich die Dinge ändern, aber wenn die Menschen nicht auf die Straßen gehen, wird nichts passieren", sagte der 77-jährige frühere Ingenieur Elino Alves de Moraes. Allein in der Hauptstadt nahmen nach Angaben der Organisatoren 45.000, nach Angaben der Polizei 25.000 Menschen an den Protesten teil.
In Rio herrschte unterdessen eine eher ausgelassene Stimmung wie beim Karneval. Aus Lautsprechern erklang Samba-Musik, viele Demonstranten trugen Badesachen und kamen mit ihren Surfboards offenbar direkt vom Strand. Ein Mann demonstrierte im Batman-Kostüm, andere trugen rote Clown-Nasen. Doch war es ihnen mit ihren Forderungen nach einem Ende der Amtszeit der Linkspolitikerin Rousseff und der Regierung ihrer Arbeiterpartei ebenso ernst wie den Demonstranten in Brasilia.
In Sao Paulo, der Wirtschaftshauptstadt und Hochburg der Opposition des Landes, demonstrierten am Nachmittag Zehntausende Menschen.
Proteste wegen Schmiergeldskandal
Zuletzt waren im April landesweit knapp 700.000 Menschen auf die Straßen gegangen, im März waren es über eine Million. Die Proteste richten sich vor allem gegen den Schmiergeldskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras, in dessen Mittelpunkt Dutzende Politiker der regierenden Arbeiterpartei stehen. Gegen Rousseff selbst ermittelt die Justiz nicht - obwohl sie während eines längeren Zeitraums, in dem Politiker hohe Schmiergelder erhalten haben sollen, Chefin des Petrobras-Aufsichtsrates war.
Die Präsidentin war im vergangenen Oktober mit einer knappen Mehrheit von 51,6 Prozent wiedergewählt worden. Derzeit liegt ihre Zustimmungsrate nur noch bei acht Prozent.
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