Trotz Minusgraden

Hauben und Schals bei Kim-Jong-Il-Abschied verboten

Ausland
03.01.2012 11:59
Neue Farce rund um die Trauerfeier für Nordkoreas verstorbenen Machthaber Kim Jong Il: Einem Medienbericht aus Südkorea zufolge mussten die Menschen trotz Eiseskälte ohne Mützen, Schals und Handschuhe an der Zeremonie zu Ehren der "Sonne des 21. Jahrhunderts" in Pjöngjang teilnehmen. Auf von Nordkorea verbreiteten Bildern waren dann tatsächlich fast ausschließlich Menschen ohne Mützen und Handschuhe zu sehen.

Weil nichts einer perfekten Inszenierung im Weg stehen sollte, seien die Nordkoreaner am Tag vor der Trauerfeier von Behördenvertretern aufgefordert worden, es dem Sohn und Nachfolger des Verstorbenen, Kim Jong Un, gleichzutun. Dieser werde ebenfalls ohne Mütze und Handschuhe den Sarg seines Vaters begleiten, argumentierten die Behörden dem Bericht der in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul ansässigen Online-Zeitung "Daily NK" zufolge.

Örtliche Behördenvertreter sagten den Nordkoreanern zudem, es werde bei den Feierlichkeiten geprüft, ob sie sich an die Vorgaben hielten. Am Tag der Trauerfeier waren in Pjöngjang nach Angaben aus Seoul minus neun Grad Celsius und es schneite. Anders als die trauernde Bevölkerung durften die uniformierten Soldaten ihre Köpfe auch während der Trauerfeier mit gefütterten Mützen warmhalten.

Bilder sollten makellos erscheinen
Vor Bekanntwerden der bizarren Bekleidungsvorschrift hatte bereits die Manipulation von Bildern der Trauerfeier für internationales Kopfschütteln gesorgt: Um den Kondukt für den "ewigen Führer" für die Nachwelt makellos erscheinen zu lassen, veränderte ein nordkoreanischer Fotograf ein Foto der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA geringfügig am Computer (viertes und fünftes Bild oben), wie der Fotoblog der US-Tageszeitung "New York Times" aufdeckte.

Demnach wurde eine Gruppe von Personen um einen TV-Kameramann, die bei dem Trauerzug mit dem Sarg Kim Jong Ils durch Pjöngjang hinter den Reihen der Trauernden am Straßenrand standen, samt ihrer Spuren im Schnee offenbar aus ästhetischen Gründen aus dem Bild wegretuschiert. Den Beweis erbrachte ein Foto der japanischen Agentur Kyodo, das nur Sekunden früher geschossen wurde: Dort ist die "störende" Personengruppe im Hintergrund noch deutlich zu sehen. Damit sich die Menschen zwischen Bild eins und Bild zwei entfernen konnten, hätte sich wohl ein Schlund auftun müssen, der sie verschlingt.

Rätsel um Zwei-Meter-Riesen
Fälschungsgerüchte nährte zunächst auch ein weiteres Bild von der Trauerfeier: Darauf ist in den Reihen der uniformierten Soldaten ein Zwei-Meter-Riese zu sehen (Bild 6). Doch die Fälschungsvariante schied schnell aus, weil das Bild nicht von nordkoreanischen Medien stammt, sondern von der Nachrichtenagentur AP aufgenommen wurde.

Bald wurde gemutmaßt, dass es sich bei dem Mann, der auf dem Foto lediglich von hinten zu sehen ist, vermutlich um Ri Myong Hu handelt. Ri galt mit 2,35 Metern Körpergröße in seiner Zeit als aktiver Sportler als größter Basketballer der Welt, das "Guinness-Buch der Rekorde" führte ihn eine Zeit lang sogar als größten Menschen der Welt.

Der "Spiegel" wollte den Gerüchten auf den Grund gehen und fragte Anfang der Woche bei der nordkoreanischen Botschaft in Berlin nach. Dort wollte man sich aber nicht zu der Frage äußern, ob Ri an der Trauerfeier teilgenommen habe. Die knappe Antwort: "Wir beschäftigen uns mit dieser unwichtigen Frage nicht."

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