Trotz Skandalheims
“Gran Familia”-Leiterin frei und weiterhin beliebt
Vor allem Prominente haben in den vergangenen Tagen mit Unterstützungserklärungen auf die ihrer Ansicht nach "ungerechte Kriminalisierung" ihrer "Mama Rosa" in den Medien reagiert. So erklärten sich die Schriftstellerin Elena Poniatowska, der Fußballer Rafael Marquez und der französische Literaturnobelpreisträger Jean-Marie Gustave Le Clezio mit ihr solidarisch. Obwohl bereits 2010 Vorwürfe gegen "La Gran Familia" laut geworden waren, galt Verduzco im Bundesstaat Michoacan als angesehene Frau. Sie empfing hochrangige Politiker in der Einrichtung und wurde für ihr soziales Engagement ausgezeichnet.
Der ehemalige mexikanische Präsident Vicente Fox sprach am Sonntag per Telefon mit ihr und schlug vor, das Waisenhaus als Bildungseinrichtung wiederzueröffnen. Ihm schwebe ein Internat mit hohen Qualitätsansprüchen vor, sagte Fox nach dem Gespräch.
450 Minderjährige aus verwahrlostem Heim befreit
Soldaten und Polizisten hatten am vergangenen Dienstag rund 450 Minderjährige aus der Einrichtung "La Gran Familia" befreit. Sie hatten dort jahrelang zwischen Bergen von Müll gelebt, waren zum Betteln gezwungen und Zeugenaussagen zufolge auch sexuell missbraucht worden.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Leiterin aufgrund ihres hohen Alters die Kontrolle über die Einrichtung entglitten war. Verduzco habe nicht direkt etwas mit dem Missbrauch zu tun gehabt, sagte ein ehemaliger Bewohner des Heims im Interview des Radiosenders Formula. "Das waren andere Mitarbeiter. Sie haben sich mit Mädchen in Zimmern eingeschlossen", sagte Miguel Angel Juarez, der sechs Jahre in der Einrichtung gelebt hatte. Sechs Mitarbeiter des Kinderheims wurden in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt. Zwei zunächst festgenommene Lehrerinnen wurden ebenfalls freigelassen.
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