Flüchtlingsdrama

Geisterschiff-Fahrt kostete bis zu 8.000 Dollar

Ausland
04.01.2015 10:23
Sie sind verzweifelt und wollen nur irgendwie nach Europa gelangen. Dafür setzen sie ihr Leben aufs Spiel - und zahlen auch noch Unsummen. Die jüngsten Zwischenfälle im Mittelmeer mit führerlosen Geisterschiffen, an deren Bord Hunderte Flüchtlinge ihrem Schicksal überlassen wurden, zeigen nicht nur großes Elend und Verzweiflung. Sie zeigen auch das rücksichtslose Geschäftsmodell der Schlepper. So mussten die Flüchtlinge an Bord des Frachters "Ezadeen" bis zu 8.000 Dollar zahlen.

Wie der Präfekt der süditalienischen Provinz Cosenza, Gianfranco Tomao, am Samstag unter Berufung auf Aussagen der rund 360 geretteten Flüchtlinge erklärte, bewegte sich der Preis für ein "Ticket" zwischen 4.000 und 8.800 Dollar (zwischen rund 3.320 und 6.640 Euro). Außerdem wurde auch die Fluchtroute der zumeist aus Syrien stammenden Menschen bekannt gegeben. Demnach waren sie über den Libanon per Flugzeug in die Türkei gereist, wo sie an Bord des rund 50 Jahre alten Viehfrachters gingen.

Haben sich Schlepper unter Flüchtlinge gemischt?
Laut dem Präfekten hatten die Besatzungsmitglieder stets das Gesicht verhüllt, bevor sie die Brücke verließen und das Schiff führungslos vor Italien im Meer treiben ließen. Daher ist es gut möglich, dass sich die Schlepper unerkannt unter die Flüchtlinge mischten, um mit ihnen schließlich das Schiff zu verlassen.

Italienische Marine brachte Frachter unter Kontrolle
Die italienischen Behörden hatten die "Ezadeen" am Donnerstagabend manövrierunfähig 150 Kilometer vor der Küstenstadt Crotones in Kalabrien gefunden. Sechs Vertreter der Küstenwache wurden am Freitag schließlich von einem Marine-Hubschrauber auf den Frachter abgeseilt und übernahmen das Kommando an Bord. Am Freitagabend traf das 73 Meter lange Schiff in Corgliano ein. Die Flüchtlinge wurden medizinisch versorgt und auf mehrere Unterkünfte in Süditalien verteilt.

Flucht mit "Blue Sky M" auf Facebook beworben
Erst am Mittwoch hatten die italienischen Behörden den Frachter "Blue Sky M" mit knapp 800 Menschen an Bord auf hoher See gestoppt und die Menschen gerettet. Für diese Fahrt musste die Flüchtlinge pro Kopf 5.500 Dollar (rund 4.570 Euro) bezahlen. Wie die italienische Zeitung "La Repubblica" am Sonntag berichtete, hatten die Schlepper die Fluchtmöglichkeit auf Facebook auf Englisch und Arabisch angekündigt und sogar den Preis veröffentlicht.

Frachter kurz vor Verschrottung sind günstig zu haben
Schlepper scheinen sich zunehmend alter Frachter zu bedienen, weshalb die EU-Grenzschutzagentur Frontex am Freitag auch von einem "neuen Grad der Grausamkeit" sprach. Die Verwendung großer Frachtschiffe, die kurz vor der Verschrottung stehen, stellt eine neue Strategie dar. Zudem können die Frachter, die günstig erstanden werden könne, im Gegensatz zu kleineren Fischerbooten auch im Winter, bei höherem Wellengang, die Überfahrt von Nordafrika bewältigen.

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