Matrosen-Bericht

GB: Eklatante Sicherheitsmängel bei Atom-U-Booten?

Ausland
19.05.2015 11:37
Sie sind seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil der Abschreckungsstrategie der britischen Armee und gelten als Stolz der Marine: die U-Boote der "Vanguard"-Klasse, die mit atomaren Interkontinentalraketen bestückt sind. Ein vor Kurzem veröffentlichter Insiderbericht sorgt nun für Wirbel: Der junge Marinesoldat William McNeilly listet darin eklatante Sicherheitsmängel und technische Probleme an Bord der U-Boote auf und warnt vor dem Risiko eines atomaren Zwischenfalls. Nach tagelangem Versteckspiel hat sich der 25-Jährige in der Nacht auf Dienstag der Militärpolizei gestellt.

McNeilly wurde laut Angaben des Verteidigungsministeriums auf dem Flughafen von Edinburgh in Schottland "in Gewahrsam genommen". Auf seiner Facebook-Seite teilte der Soldat mit, dass er in den vergangenen Tagen regelmäßig seinen Aufenthaltsort gewechselt habe, aber nun würden "die finanziellen Mittel fehlen, um unentdeckt zu bleiben".

"Dieses Dokument wird Ihnen die extrem schockierende Wahrheit über den Zustand unserer Nuklearwaffen vor Augen führen. Es beschreibt unterschiedliche Gefährdungen, die bestehen, und Zwischenfälle, die bereits passiert sind und auch jederzeit wieder passieren können (...) Ich möchte, dass Sie dieses Dokument abdrucken, oder an jemanden senden, der dies tut. Bitte, tun Sie das zum Wohl der Leute und des Landes", lautet der eindringliche Appell des jungen Marinesoldaten am Anfang des 18 Seiten langen Berichts, der am Dienstag wieder von jener Seite im Internet gelöscht wurde, auf dem er erschienen war.

Besorgniserregende Mängel angeführt
Und tatsächlich erscheint die Liste der Mängel besorgniserregend: Die Sicherheitskontrollen auf dem Stützpunkt im schottischen Faslane seien laut McNeilly so schlampig, dass man eigentlich mit dem Vorweisen einer kaum beschrifteten Codekarte passieren und auch "alles Mögliche an Bord mitnehmen" könne. Kontrollen seines Gepäcks habe es nur sehr selten gegeben, was laut McNeilly auch Terroristen für ihre Zwecke nützen könnten.

Zudem seien immer wieder Raketentests abgebrochen worden, da das Material veraltet oder einfach nur schlecht gewartet gewesen sei. Einmal sei auf einem der Schiffe ein Feuer ausgebrochen, weil große Mengen an Toilettenpapier unsachgemäß gelagert worden wären. Zum Glück habe sich der Vorfall im Hafen ereignet, denn auf hoher See hätte es unter Umständen sogar Todesopfer gegeben, meint der Marinesoldat in seinem Bericht. Aufgrund häufiger Alarme sollen außerdem Alarmsignale leiser gedreht oder sogar komplett abgeschaltet worden sein.

Immer wieder seien oben beschriebene Zwischenfälle bzw. Mängel an Vorgesetzte herangetragen worden - unter anderem in Gruppenbesprechungen, aber auch von McNeilly persönlich -, doch habe dies überhaupt nichts an der Lage verändert, klagt der Matrose.

Ministerium: "Nicht haltbare Vorwürfe"
Das britische Verteidigungsministerium distanzierte sich von den "subjektiven und nicht haltbaren" Vorwürfen eines "sehr jungen Seemanns". Man werde die Vorwürfe allerdings prüfen. "Die königliche Marine nimmt nukleare Sicherheit sehr ernst und wir prüfen sowohl die Veröffentlichung des Berichts als auch seinen Inhalt", erklärte ein Sprecher am Dienstag gegenüber der BBC.

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