Deutscher angeklagt

Für IS gekämpft, “weil Familie traumatisiert war”

Ausland
05.11.2014 22:39
Der Hauptangeklagte in einem am Mittwoch in Deutschland begonnenen Terrorprozess hat seinen Einsatz für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien mit seiner Familiengeschichte begründet. Großeltern, Onkel, Bruder und weitere Verwandte seien vom syrischen Regime verfolgt worden, erzählte der 24-jährige Ismail I. am Mittwoch zum Prozessauftakt vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht.

Ein Bruder sei bei einem Raketenangriff durch syrische Truppen im Libanon umgekommen. Seine Oma sei in syrischer Haft mehrfach vergewaltigt worden. "Meine Familie war stark traumatisiert", sagte der Sohn einer Syrerin und eines Libanesen, dessen Familie Anfang der 1990er-Jahre nach Deutschland ging.

Ismail I., sein 34-jähriger Bruder Ezzedine I. und ein weiterer Mitangeklagter, Mohammad Sobhan A. (38), müssen sich wegen Mitgliedschaft und Unterstützung des IS vor dem 6. Staatsschutzsenat verantworten. Zu klären ist für das Gericht auch, ob es sich bei der Terrorgruppe, für die Ismail I. gekämpft hat, nicht etwa um Jaish al-Muhajirin wal-Ansar (JAMWA) gehandelt hat, die erst Ende 2013 im IS aufgegangen ist. Das Verfahren wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in Stuttgart-Stammheim geführt.

Ismail I. erhielt laut Anklage Mitte 2013 in Syrien zwei Monate lang eine militärische Ausbildung und absolvierte dann Wachdienste. Zudem soll er an einem Häuserkampf bei Aleppo gegen Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad beteiligt gewesen sein.

Die beiden Mitangeklagten waren nicht in Syrien, sondern sollen Ismail I. bei der Beschaffung von Ausrüstung für die Kämpfer unterstützt haben. Das Trio flog im November 2013 auf. Das Personal eines Geschäfts für Jagdzubehör war stutzig geworden und hatte die Polizei informiert.

Angeklagter nach Scheidung "demoralisiert"
Eindrücklich berichtete Ismail I. über sein Leben, das nach dem Verlust eines ungeborenen Kindes mit seiner damaligen Frau palästinensischer Herkunft aus den Fugen geraten war. Nach seiner Scheidung sei er "demoralisiert" gewesen und habe eine Berufsschule wegen Drogenkonsums abgebrochen.

Hilfe suchend habe er eine Moschee besucht, wo man ihm eine Pilgerfahrt nach Mekka empfohlen habe. Diesen Rat befolgte er 2013. Nach der zweimonatigen Reise setzte er sich laut Anklage über die Türkei nach Nordsyrien ab. Der Verteidiger von Ismail I. sagte, ihm schwebe eine Freiheitsstrafe zur Bewährung vor.

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