Kinder unter Geiseln

Französische Touristenfamilie in Kamerun entführt

Ausland
19.02.2013 21:30
Eine französische Urlauberfamilie mit vier Kindern ist im Norden Kameruns entführt worden. Kamerun und Frankreich verdächtigen Mitglieder der islamistischen Gruppe Boko Haram als Täter. "Terroristen" aus dem Nachbarland Nigeria hätten die siebenköpfige Familie am Dienstag verschleppt, sagte Frankreichs Staatschef Francois Hollande. Es ist das erste Mal, dass westliche Touristen in Kamerun entführt wurden. Vor der Küste des Landes verüben Piraten dagegen regelmäßig Überfälle.

Der französische Gaskonzern GDF Suez erklärte, es handle sich bei den Entführungsopfern um einen nach Kamerun entsandten Mitarbeiter des Konzerns mitsamt seiner Familie. Die Familie lebt demnach in der Hauptstadt Yaounde im Süden des Landes und machte im Norden Kameruns Urlaub. Die Entführten seien laut einem westlichen Diplomaten in der Region ein Elternpaar, ihre fünf, acht, zehn und zwölf Jahre alten Kinder und ein Onkel.

Die Urlauber wurden offenbar bei ihrer Rückkehr vom Nationalpark Waza (Bild) an der Grenze zu Nigeria verschleppt. Die Franzosen dürften in dem Ort Dadanga von bewaffneten Entführern gekidnappt worden sein. Der westliche Diplomat sprach von sechs Angreifern, die auf drei Motorrädern unterwegs waren.

Hollande: "Terroristische Gruppe, die wir kennen"
Die drei Erwachsenen und vier Kinder sollten "mit größter Wahrscheinlichkeit" nach Nigeria gebracht werden, sagte der französische Präsident Francois Hollande am Rande eines Besuchs in Athen. Laut kamerunischen Sicherheitskräften wurden die Täter "entlang der Grenze zu Nigeria" gesucht. Es handle sich laut Hollande "um eine terroristische Gruppe, die wir kennen, und die in Nigeria ist".

Auf die Frage, ob es sich um eine Vergeltungsaktion für den französischen Militäreinsatz gegen Islamisten in Mali handeln könne, erwiderte er: "Ich sehe vor allem die Ansiedlung einer terroristischen Gruppe, Boko Haram in diesem Fall, in diesem Teil Kameruns, und das ist beunruhigend genug, um zu handeln."

Kamerun hat "starken Verdacht" gegen Boko Haram
Auch die Sicherheitskräfte in Kamerun haben einen "starken Verdacht" gegen Boko Haram. Die islamistische Gruppe, die mit Gewalt für die Errichtung eines islamischen Staats im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias kämpft, wird für hunderte Tote im Norden und im Zentrum des Landes verantwortlich gemacht.

Mit der Entführung von westlichen Ausländern hatte zuletzt hingegen vor allem die islamistische Gruppe Ansaru aus Nigeria von sich Reden gemacht, die als Splittergruppe von Boko Haram gilt. Ansaru prangert unter anderem die Militäreinsätze in Mali und Afghanistan als "Gräueltaten gegen Allahs Religion" an. Erst am Montag hatte sich die Extremistengruppe zur Entführung von sieben Ausländern im Norden Nigerias bekannt.

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