Dankte Journalisten

Franziskus will “arme Kirche und Kirche für Arme”

Ausland
16.03.2013 13:45
Papst Franziskus hat am Samstag das erste Mal Vertreter der internationalen Presse im Vatikan empfangen. Der Argentinier dankte den rund 5.600 akkreditierten Journalisten für ihre "umfangreiche und qualifizierte Berichterstattung" während der Sedisvakanz und des Konklave. Während des Empfangs, bei dem keine Fragen erlaubt waren, äußerte Franziskus einen Wunsch an alle Gläubigen: "Ich wünsche mir eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen."

Wie er zu seinem Namen gelangt war, erzählte der neue Papst ausführlich. Während des Konklave sei er neben dem brasilianischen Kardinal, dem emeritierten Erzbischof von Sao Paolo, Claudio Hummes, gesessen. "Hummes ist wirklich ein großer Freund von mir. Er hat mir Mut gemacht, als es für mich bei der Wahl angefangen hat, gefährlich zu werden. Als dann die Zweidrittelmehrheit erreicht worden ist und alle Kardinäle applaudiert haben, hat er mich umarmt und mich aufgefordert, nicht die Armen zu vergessen. In diesem Moment habe ich an Franz von Assisi gedacht, einen Menschen des Friedens, der Armut, der die Schöpfung schützt", sagte der Papst.

Franziskus meinte außerdem, Christus sei das Fundament der Kirche. "Ohne ihn würde es auch keinen Nachfolger Petri geben." Der Pontifex hob hervor, dass der Heilige Geist immer präsent sei und den Beschluss seines Vorgängers Benedikt XVI. zum Amtsverzicht und die Wahl eines Nachfolgers inspiriert habe. Danach segnete er die Anwesenden.

23. März Treffen mit Amtsvorgägner Benedikt XVI.
Am Sonntag spricht das neue Kirchenoberhaupt sein erstes Angelus-Gebet am Petersplatz. Dazu werden Zehntausende Menschen erwartet. Für die nächsten großen Auftritte des Argentiniers - darunter die feierliche Amtseinführung am Dienstag - wurden die Sicherheitsmaßnahmen in Rom massiv verschärft.

Weitere Termine wurden ebenfalls bereits bekannt gegeben. So wird es am 23. März zum Aufeinandertreffen des neuen Pontifex und seines Amtsvorgängers Benedikt XVI. kommen.

Bereits kommenden Montag reist Argentiniens Staatschefin Cristina Kirchner in den Vatikan, um ihrem Landsmann anlässlich seiner Wahl die Ehre zu erweisen. Die Präsidentin wird auch der Messe zur Amtseinführung des Papstes am Dienstag beiwohnen. Bisher unterhielt Kirchner eine unterkühlte Beziehung zu dem Geistlichen, unter anderem wegen Differenzen hinsichtlich der Einführung der Homo-Ehe in Argentinien im Jahr 2010.

Historikerin: "Es gibt derzeit kein belastbares Material"
Abseits der Feierlichkeiten geht die öffentliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit des argentinischen Jesuiten während der Militärjunta in den 70er- und 80er-Jahren weiter. Ein Buchautor und ein Mitbruder hatten schwere Vorwürfe erhoben und Franziskus der Mittäterschaft beschuldigt - wir berichteten (siehe Infobox).

Nach Einschätzung von Lateinamerika-Historikern der Universität Münster gibt es derzeit jedoch keine schriftlichen Belege über eine Zusammenarbeit von Papst Franziskus mit der argentinischen Militärdiktatur (1976-1983). Weil Archive nicht zugänglich seien, könne jedoch keine klare Aussage über das Wirken Jorge Mario Bergoglios als Chef der argentinischen Jesuiten getroffen werden, sagte die Jesuitenforscherin Antje Schnoor in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Ihre Kollegin Barbara Rupflin ergänzte: "Es gibt derzeit kein belastbares Archivmaterial und keine Dokumente, um eine fundierte Einschätzung geben zu können."

Jesuiten waren kritisch gegenüber dem Regime
Nach Angaben der Wissenschaftlerinnen ist sich die Forschung einig, dass die große Mehrheit der argentinischen Bischöfe keine Gegner der Militärdiktatur gewesen seien. Einige hätten sogar ein sehr gutes Verhältnis mit den Generälen gepflegt, sagte Rupflin. Papst Franziskus sei jedoch in der fraglichen Zeit kein Bischof, sondern als Jesuiten-Provinzial oberster argentinischer Jesuit gewesen. Und tonangebende Jesuiten in Lateinamerika hätten zu dieser Zeit dem Regime eher kritisch gegenübergestanden, sagte Schnoor.

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