Mysteriöse Überflüge

Frankreich: Rätselraten um AKW-Drohnen geht weiter

Ausland
06.11.2014 19:48
Die Suche nach den Hintermännern der mysteriösen Drohnenflüge über französischen Atomkraftwerken geht weiter: Drei am Mittwoch in der Nähe einer Atomanlage mit zwei Drohnen festgenommene junge Leute seien lediglich "Modellbau-Liebhaber" und hätten nichts mit den bisherigen AKW-Überflügen zu tun, berichtete am Donnerstag der zuständige Staatsanwalt.

Die zwei Männer im Alter von 24 und 31 Jahren sowie eine 21-jährige Frau waren am Mittwochnachmittag in der Nähe der Atomanlage von Belleville-sur-Loire (kleines Bild) rund 150 Kilometer südlich von Paris festgenommen worden. Sie hatten zwei Drohnen bei sich, mit denen sie nach eigenen Angaben ein ferngesteuertes Boot auf einem See neben der Atomanlage filmen wollten.

"Das Boot gab es wirklich. Es befand sich tatsächlich auf dem See neben der Anlage", sagte der Staatsanwalt von Bourges, Vincent Bonnefoy. Er stellte auch klar: "Diese Flüge stehen in keiner Verbindung zu den anderen Atomanlagen, die seit Anfang Oktober in Frankreich überflogen wurden."

Festgenommene lediglich "Modellbau-Liebhaber"
Der Polizeigewahrsam für die beiden Männer wurde dennoch bis Freitag verlängert, um ihre Angaben noch genauer zu überprüfen. Die Frau hingegen wurde am Donnerstag wieder freigelassen. Die drei waren unter dem Vorwurf des "absichtlichen Überflugs eines Sperrbereichs" in Gewahrsam genommen worden. Ihre Drohnen hatten das AKW aber nicht überflogen.

Einer der Männer, der für einen Dienstleister des AKWs arbeitet, hatte am Mittwoch seinen Geburtstag zusammen mit einem Freund gefeiert, der aus dem Elsass gekommen war, wie der Staatsanwalt berichtete. Sie hätten "einfach eine gute Zeit als Modellbau-Liebhaber" haben wollen. Einer der drei Festgenommenen habe schon am 24. Oktober nahe des AKWs eine Drohne fliegen lassen. Das damals aufgenommene Video zeige aber nicht die Atomanlage, sondern das Boot auf dem See, sagte der Staatsanwalt.

15 AKW-Überflüge seit Oktober bekannt
Seit Anfang Oktober gab es - fast immer nachts und teils Hunderte Kilometer voneinander entfernt - rund 15 Drohnen-Flügen über französischen Atomkraftwerken, für die ein Überflugverbot in einem Radius von 2,5 Kilometern und bis zu einer Höhe von 1.000 Metern gilt. Der Energiekonzern und AKW-Betreiber EDF erstattete jeweils Anzeige gegen unbekannt. Das Unternehmen und die Sicherheitsbehörden betonten, dass durch die Mini-Drohnen nie eine Gefahr für die Sicherheit der Atomanlagen bestanden habe.

Das Innenministerium in Paris hatte die Vermutung geäußert, dass Atomkraftgegner hinter den mysteriösen Drohnenflügen stecken könnten. Die Umweltorganisation Greenpeace, die früher durch spektakuläre Aktionen wie Überflüge auf die ihrer Meinung nach mangelhafte Sicherheit von französischen AKWs aufmerksam gemacht hatte, bestritt jede Verwicklung.

Insgesamt 19 AKWs in Frankreich
Für die Überwachung des gesperrten Luftraums über den AKWs ist die französische Luftwaffe zuständig, wie es in einer Vereinbarung mit EDF geregelt ist. Wer in die Sicherheitszone einfliegt, kann mit bis zu einem Jahr Haft und einer Geldbuße von bis zu 75.000 Euro bestraft werden.

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