Le Pen, Royal & Co.

Frankreich: Ein Match der starken Frauen

Ausland
12.04.2014 17:00
Marine Le Pen, Segolene Royal und Anne Hidalgo – drei Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, doch verbindet sie etwas: Sie sind attraktiv, sind Mütter mehrerer Kinder, und sie halten Frankreich gerade in Atem. Derzeit streben sie dem Zenit ihrer Macht zu.

Marine Le Pen - vor ihr zittert ganz Europa
Marine Le Pen (45, Bildmitte), studierte Rechtsanwältin, dreifache Mutter, zweimal geschieden, Alleinerzieherin, ist ein ganz besonderes Kunststück gelungen: Sie hat es geschafft, die von ihrem Vater gegründeten Front National aus der antisemitischen und ausländerfeindlichen Schmuddelecke zu ziehen und als echte dritte politische Kraft in Frankreich zu positionieren. Bei den jüngsten Kommunalwahlen hat ihre Partei so viele Mandate und Städte erobert wie nie zuvor. Und die Sozialisten von Präsident Francois Hollande, vor allem aber auch die Konservativen zittern schon vor der Europa-Wahl.

Le Pen spricht bereits vom "Ende der Zwei-Parteien-Landschaft" in Frankreich und erklärt selbstsicher: "Wir sind keine Protestpartei mehr. Im Gegenteil: Wir bereiten uns schon auf die Machtübernahme vor." Und die forsche Blondine macht auch keinen Hehl daraus, was sie darunter versteht: Ihr erklärtes Ziel ist der Einzug in den Elysee-Palast in Paris. Als erste weibliche Staatspräsidentin will sie in Frankreich regieren.

Um das zu erreichen, möchte Le Pen die bürgerliche UMP von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy aus der politischen Landschaft verdrängen und an deren Stelle die Führungsrolle im rechten Lager übernehmen. Ein dementsprechendes äußerliches Zeichen wurde bereits gesetzt: Die Front National hat sich die Farbe Marineblau verpasst und tritt zunehmend als Zusammenschluss Bleu Marine auf, ein Wortspiel, das sowohl Marine Le Pen Reverenz erweist, als auch die Farbe Marineblau in Beschlag nimmt. Denn Marineblau ist die traditionelle Farbe der UMP.

Ihre Politik basiere auf der "Idee der Nation", wird Le Pen nicht müde zu erklären. Soll heißen: Frankreich zuerst. Also keine Sozialwohnungen für Ausländer, solange es noch bedürftige Franzosen gibt, keine Jobs für Ausländer, solange noch Franzosen arbeitslos sind, und vor allem: Nein zur EU.

Derzeit selbst EU-Abgeordnete, möchte Marine Le Pen, wenn sie denn einmal Präsidentin ist, die Franzosen über einen Austritt aus der EU und damit auch aus der Euro-Zone abstimmen lassen.

Segolene Royal - Hollandes Ex ist neu in der Regierung
Segolene Royal (60, li. im Bild), Absolventin der Elite-Kaderschmiede ENA, vierfache Mutter, Ex-Ministerin, Ex-Präsidentschaftskandidatin und Ex-Lebensgefährtin von Staatspräsident Francois Hollande, hat wohl das Comeback des Jahres hingelegt: Bis zur Trennung Hollands von seiner Geliebten, der Journalistin Valerie Trierweiler, "Persona non grata" im Elysee-Palast, ist Royal an die Seite des Vaters ihrer Kinder zurückgekehrt. Zumindest politisch – als Ministerin für Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Energie hat sie künftig eine Schlüsselposition in der Regierung inne. Sie soll jene Energiewende einleiten, von der Hollande so viel gesprochen hat, hin zu erneuerbarer Energie, dafür Reduktion der Abhängigkeit von Gas und Atomstrom.

Die Rückkehr auf die politische Bühne ist für Sego, wie ihre Freunde sie nennen, auch ein ganz persönlicher Trumpf. Eine Revanche an Valerie Trierweiler, die ihr einst nach rund 30 Jahren Beziehung den Lebensgefährten ausgespannt und in der Folge eifersüchtig darüber gewacht hat, dass auch politisch nichts mehr wird aus ihr.

Trierweiler hatte verhindert, dass Royal zur Amtseinführung Hollandes in den Elysee-Palast geladen wird, und sie hatte mit gezielten Intrigen dafür gesorgt, dass die Mutter von Hollandes Kindern auch bei den Parlamentswahlen 2012 nicht zum Zug kam. Damit zerschlug sich auch Royals Hoffnung, den Vorsitz der Nationalversammlung übernehmen zu können. Zuletzt musste sich Sego mit dem vergleichsweise minderen Posten der Präsidentin des Rates der Region Poitou-Charentes begnügen.

Für Royal bedeutet die Ernennung zur Umweltministerin also auch einen Sieg über ihre private Konkurrentin Trierweiler, die bereits Anfang des Jahres aus dem Elysee-Palast ausgezogen war, nachdem sich Hollande mit Schauspielerin Julie Gayet eingelassen hatte. Ein Vertrauer hatte damals gejubelt: "Die Fatwa ist gebrochen." Und so ist es jetzt auch: Sego ist zurück und soll helfen, die am Boden liegenden Sozialisten wieder aufzurichten. Sie ist fest dazu entschlossen: "Ich will eine Kampfregierung."

Anne Hidalgo - erste Bürgermeisterin von Paris
Anne Hidalgo (54, re. im Bild), ausgebildete Sozialarbeiterin, dreifache Mutter, verheiratet, hat geschafft, was ihr viele nicht zugetraut haben, am allerwenigsten die politische Konkurrenz: Sie ist zur ersten Bürgermeisterin von Paris gewählt worden und hat damit den Sozialisten den Absturz bei den Kommunalwahlen zumindest ein bisschen erträglicher gemacht. 13 Jahre hat Hidalgo bereits im Hotel de Ville, dem Pariser Rathaus, gedient, als Stellvertreterin von Bürgermeister Bertrand Delanoe, ihrem politischen Mentor. Jetzt hat sie in dessen 155 Quadratmeter großem Amtszimmer Platz genommen.

Vorgezeichnet war ihr dieser Weg keineswegs. Hidalgo ist im spanischen Andalusien geboren und kam als kleines Kind mit ihren Eltern, die vor der Franco-Diktatur geflohen waren, nach Frankreich. Nahezu mittellos ließen sie sich in Lyon nieder, wo die kleine Anne in einem Elendsviertel aufwuchs. Obwohl erfolgreich in der Schule, riet ihr der Lehrer dennoch von einer höheren Ausbildung ab, da sie als Einwandererkind die "soziale Distanz" wohl nie werde überwinden können.

Und selbst als ihre Kandidatur für das Pariser Bürgermeisteramt bereits feststand, verunglimpfte sie ihre aus reichem konservativen Haus kommende Konkurrentin noch als "Concierge", als Hausmeisterin. Hidalgo reagierte gelassen. "Ich weiß, dass im Alltag von Paris die Concierges die wahren Stars sind", sagte sie und trat den Beweis an…

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