Motiv unklar

Frankfurt: Kosovare erschießt zwei US-Soldaten am Airport

Ausland
03.03.2011 07:15
Blutiger Anschlag am Frankfurter Flughafen: Ein Mann aus dem Kosovo hat am Mittwoch einen Bus mit Soldaten der US-Luftwaffe angegriffen und zwei Männer erschossen. Zwei weitere GIs wurden lebensgefährlich verletzt. Alle zwölf Soldaten in dem Bus waren auf dem Weg von ihrem Stützpunkt in England über Ramstein nach Afghanistan oder in den Irak. Der mutmaßliche 21-jährige Täter wurde von Polizisten überwältigt und verhaftet. Das Motiv für die Tat ist vorerst völlig unklar.

Der Mann soll nach Darstellung von Hessens Innenminister Boris Rhein kurz nach 15 Uhr auf einer Busspur im öffentlichen Bereich des Flughafen-Terminals 2 einen Soldaten vor dem Bus angesprochen und dann das Feuer eröffnet haben. Anschließend habe er den Fahrer - ebenfalls ein Soldat - im Bus erschossen. Auch die beiden anderen Militärs wären im Bus mit Schüssen in den Kopf und in die Brust schwer verletzt worden. Danach sei der Todesschütze geflüchtet.

Nachdem der 21-Jährige von der Polizei überwältigt werden konnte, wurde er mehrere Stunden lang verhört. Die Tatwaffe, eine Pistole, hatte er bei der Festnahme noch bei sich.

Gerüchte über gezielten Angriff nicht bestätigt
Berichte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und von "Spiegel Online", wonach die Behörden von einem gezielten Angriff auf die US-Armee ausgingen, da der Täter größere Mengen Munition bei sich gehabt habe, bestätigte die Frankfurter Polizei nicht. Auch Rhein wollte sich diesbezüglich nicht festlegen: "Ich spreche bewusst nicht von einem Anschlag, sondern von einem Tötungsdelikt."

GIs waren auf Weg nach Afghanistan und Irak
Die US-Soldaten waren mit einer Linienmaschine aus London in Frankfurt gelandet, sagte Wolfgang Hofmann, Sprecher des Hauptquartiers der US-Luftstreitkräfte in Europa. Sie sollten mit dem Bus zum US-Luftwaffenstützpunkt nach Ramstein in Rheinland-Pfalz gebracht werden und von dort aus in Kürze zu Einsätzen in Afghanistan oder dem Irak starten. Sie seien in Lakenheath - rund 100 Kilometer von London entfernt - stationiert und gehörten den Security Forces an, der Militärpolizei der Luftwaffe.

Merkel bestürzt, Obama "betrübt und empört"
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte mit Bestürzung auf den Anschlag. Die Regierung werde alles tun, um zu klären, was geschehen sei. US-Präsident Barack Obama sagte, er sei "betrübt und empört über dieses Attentat", seine Regierung werde "keine Mühen scheuen", um die Umstände der Gewalttat aufzuklären. Die USA würden dabei mit den deutschen Behörden zusammenarbeiten, "um sicherzustellen, dass sich die Urheber vor der Justiz verantworten müssen".

Nach den Todesschüssen setzte sich der deutsche Außenminister Guido Westerwelle mit seiner US-Amtskollegin Hillary Clinton in Verbindung. In einem Telefongespräch habe Westerwelle eine rasche und vollständige Aufklärung des Anschlags zugesichert, teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag mit. In dem Gespräch habe Westerwelle auch betont, dass die amerikanischen Soldaten in Deutschland willkommen seien und die Bundesregierung alles für deren Sicherheit tun werde.

Kosovarische Regierung: "Monströse" Gewalttat
Die Regierung des Kosovo sprach von einer "schrecklichen" und "monströsen" Gewalttat. Die Bevölkerung des Kosovo verurteile "entschieden die feige Tat" in Frankfurt. Diese habe sich gegen Soldaten eines Landes gerichtet, das eine "Schlüsselrolle bei der Befreiung des Kosovo" gespielt habe. Das Land werde der US-Regierung "auf immer" dankbar sein für ihre "starke Unterstützung" bei der Loslösung von Serbien im Februar 2008.

"Nachdem uns die deutschen Behörden den Namen des Verdächtigen genannt hatten, haben wir ihn überprüft, aber er steht nicht in unserem Anti-Terror-Register", zitierten Medien am Donnerstag in Pristina den Polizeisprecher Brahim Sadria. Der Name des Täters wurde übereinstimmend mit Arid U. angegeben, der am 8. Februar 1990 in einem Dorf am Stadtrand von Mitrovica im Norden Kosovo geboren worden sei. Große Teile seiner Familie seien "schon vor vielen Jahren" nach Deutschland ausgewandert. Sie könnten daher nicht als Flüchtlinge bezeichnet werden.

Die Zeitungen titelten übereinstimmend, U. habe dem ohnehin angeschlagenen internationalen Image Kosovos sehr geschadet. Im Zentrum von Mitrovica hatten am Mittwochabend Hunderte Bürger mit brennenden Kerzen ihr Mitgefühl mit den Angehörigen der getöteten und verletzten Soldaten ausgedrückt.

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