Karfreitagsritual

Filipinos lassen sich ans Kreuz schlagen

Ausland
03.04.2015 13:20
In einem schmerzhaften Ritual haben sich auf den erzkatholischen Philippinen am Karfreitag wieder einige Dutzend Männer und mindestens eine Frau an Kreuze nageln lassen. Sie wollen damit an die Leiden Jesu erinnern, für Sünden büßen und sich Gottes Hilfe bei Krankheiten oder Problemen in der Familie sichern.

"Ich tue es für mein Land", meinte Ruben Enaje (54), der in San Pedro rund 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Manila zum 29. Mal dabei war. "Ich bete auch, dass der Taifun, der sich nähert, nicht zu viele Schäden anrichtet." Taifun "Maysak" tobt vor der Ostküste und sollte Sonntagfrüh auf Land treffen.

Das Ritual der Kreuzigungen findet in mehreren Ortschaften statt. In Paombong war eine Frau unter den Teilnehmern: Precy Valencia (44) ließ sich zum elften Mal ans Kreuz nageln.

Nägel durch Handflächen und Füße, Glasstücke an Peitschen
In San Pedro Cutud zogen 20 Männer zunächst barfuß und unter sengender Hitze mit Holzkreuzen durch die Straßen oder schlugen sich den Rücken mit an Peitschen befestigten Glasstücken blutig. Manche trugen Dornenkronen. In San Juan zogen Schauspieler in altertümlichen Soldatenkostümen auf, um die Teilnehmer zum Kreuz zu begleiten.

Helfer treiben die Nägel durch Handflächen und Füße, die auf einer kleinen Stütze ruhen. Die riesigen Kreuze werden dann aufgerichtet. Die durch die Nägel verursachten Wunden heilen innerhalb weniger Wochen, bleibende Schäden oder größere Verletzungen sind nach Angaben von Teilnehmern und Veranstaltern nicht bekannt. Die katholische Kirche kritisiert den Brauch seit Jahren, tut nach Angaben von Kritikern aber wenig, um ihn zu stoppen.

Spektakel ist willkommene Einnahmequelle
Für die Ortschaften ist das Spektakel eine willkommene Einnahmequelle. Rund 60.000 Schaulustige kamen an diesem Freitag nach Schätzung der Behörden. In einigen Orten fielen Frauen in Maria-Gewändern vor den Kreuzen auf die Knie und beteten.

Die Philippinen sind das einzige überwiegend katholische Land Asiens. Rund 80 Prozent der 100 Millionen Philippiner gehören der katholischen Kirche an.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele