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Festplatte aus “Costa Concordia” soll Klarheit bringen

Ausland
22.01.2012 09:01
Am Samstagabend haben Taucher aus dem Wrack der gekenterten "Costa Concordia" eine Festplatte geborgen, die das Verhalten des Kapitäns zum Unglückszeitpunkt klären könnte. Dieser hat mittlerweile schwere Vorwürfe gegen die Reederei erhoben: Sie soll vorab über das verhängnisvolle Manöver vor der Insel Giglio in Kenntnis gesetzt worden sein. Unterdessen wurde eine 13. Leiche aus dem Schiff geborgen.

Medienberichten zufolge brachten Taucher im Auftrag der italienischen Staatsanwaltschaft am Samstag eine Festplatte an Land, auf der womöglich Aufzeichnungen von Überwachungskameras auf der Brücke des Schiffes gespeichert sind. Die Staatsanwaltschaft erhofft sich demnach von dem Material Aufschluss darüber, was Kapitän Francesco Schettino zum Zeitpunkt der Havarie tatsächlich tat.

Schettino wird vorgeworfen, zu nah an die westitalienische Insel Giglio herangefahren zu sein und dadurch das Unglück vor gut einer Woche provoziert zu haben. Zudem könnte er auf der Brücke von einer Frau abgelenkt worden sein. Dies weisen jedoch sowohl die 25-Jährige aus Moldawien als auch Schettino zurück. Dem Kapitän wird zudem zur Last gelegt, die Menschen an Bord im Stich gelassen zu haben und zu früh von Bord gegangen zu sein.

Kapitän belastet Reederei
Schettino will allerdings nicht als Einziger die Verantwortung für das Unglück übernehmen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Reederei Costa Crociere. Die Kreuzfahrtgesellschaft sei informiert worden, dass er ein als "die Verneigung" bezeichnetes Manöver vor der toskanischen Insel Giglio durchführen habe wollen, bei dem das Schiff mit voller Beleuchtung und Sirenen die Küstenbewohner grüßt. Die "Verneigung" werde von Kreuzfahrtschiffen auf der ganzen Welt durchgeführt und sei eine Art von Werbung für die betroffene Gegend, berichtete Schettino in Aussagen vor den ermittelnden toskanischen Staatsanwälten.

Costa Crociere hatte bisher bestritten, dass Schettino die Gesellschaft über Pläne informiert habe, die "Verneigung" durchzuführen. Ein einziges Mal im Jahr 2010 sei einem Costa-Kreuzfahrtschiff vor der süditalienischen Insel Procida dieses Manöver genehmigt worden.

Die Kreuzfahrtgesellschaft hatte angegeben, Schettino habe gegenüber der Reederei die Lage an Bord heruntergespielt. "Er hat uns belogen", hatte der Geschäftsführer von Costa Crociere, Pierluigi Foschi, erklärt. Schettino erwiderte, dass er nach der Havarie sofort mit dem Krisenmanager der Kreuzfahrtgesellschaft telefoniert habe, dem er Schritt für Schritt die Entwicklungen an Bord beschrieben habe. Schettino bestritt auch, dass er nach dem Schiffbruch flüchten wollte. "Ich habe das Schiff nicht verlassen. Ich habe von einem Felsen aus die Evakuierungsaktion koordiniert. Ich war an meiner Uniform klar erkennbar", sagte er den Staatsanwälten. Außerdem habe er ein Schlepperboot als auch Hubschrauber zur Rettung gefordert.

13. Leiche gefunden - noch 20 Personen vermisst
Unterdessen wurde in dem Schiff am Sonntag eine weitere Leiche gefunden. Die Zahl der geborgenen Toten erhöhte sich damit auf 13, acht von ihnen sind identifiziert. 20 Menschen werden noch vermisst.

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