Smogalarm in China

Erstmals Klage gegen Behörden eingereicht

Ausland
25.02.2014 09:17
Wegen der schlimmen Luftverschmutzung in China haben die Behörden für rund 400 Millionen Menschen die zweithöchste Smog-Alarmstufe "Orange" ausgerufen. Die Schadstoffbelastung in den meisten größeren Städten im Norden und in den mittleren Regionen des Landes lag am Dienstag nach amtlichen Angaben auf "gefährlich" hohem Niveau. Die gefährliche Luft sorgt für immer größeren Unmut in der Bevölkerung. Nun hat erstmals ein Mann Klage gegen die Behörden und eine Schadenersatzforderung eingebracht.

Laut dem Nachrichtensender Bloomberg fordert Li Guixin aus der Stadt Shijiazhuang das städtische Umweltschutzbüro auf, "die Luftschutzwerte gemäß dem Gesetz wiederherzustellen". Zudem ließ er über seinen Anwalt ausrichten, dass er Schadenersatz für die schädliche Luft fordert, die er seit Wochen in seiner Heimatstadt atmen müsse. Ein Gericht wird sich in Kürze mit der Causa befassen.

Anwalt: "Mein Mandant kann nicht mehr hinausgehen"
Anwalt Wu Yufen meinte: "Mein Mandant kann nicht mehr spazieren oder laufen gehen, weil sich die Luftqualität derart verschlechtert hat. Sein Fall ist für jeden Bewohner der Stadt von Bedeutung." Shijiazhuang gehört zu den zehn am schwersten von Luftverschmutzung betroffenen Städte Chinas. Die Luftqualität ist laut einem Index des chinesischen Umweltschutzministeriums "sehr gesundheitsgefährdend".

Auch andernorts regt sich immer mehr Unmut. Viele Menschen kritisieren, dass trotz der hohen Belastung nicht Alarmstufe "Rot" ausgerufen wird, was Fahrverbote für die Hälfte der Autos und weitreichende Fabriksschließungen zur Folge hätte. Die Tageszeitung "China Daily" forderte in einem Kommentar "einschneidende Maßnahmen", damit örtliche Behörden umdenken. Jene müssten bestraft werden, die der Wirtschaftsentwicklung Vorrang vor der Nachhaltigkeit einräumten.

Sichtweite nur mehr wenige Hundert Meter
Derzeit herrscht in den Metropolen Peking und Tianjin sowie in den sechs Provinzen Hebei, Shanxi, Shandong, Henan, Shaanxi und Liaoning Smogalarm. Die Hauptstadt, wo schon seit Freitag Alarmstufe "Orange" gilt, litt am Dienstag schon den siebenten Tag in Folge unter der schlimmen Luftverschmutzung. Die Luft roch verraucht. Die Sichtweite betrug nur noch wenige Hundert Meter. Die Luftwerte für den besonders gefährlichen Feinstaub erreichten in Peking das 17- bis 20-Fache des WHO-Richtwertes.

In der Hauptstadt waren die Krankenhäuser mit Patienten überfüllt, die unter Atemwegs- oder Herz- und Kreislaufproblemen litten. Die Gesundheitsbehörden riefen besonders ältere Menschen und Kinder auf, nicht vor die Tür zu gehen. Die 20 Millionen Pekinger sollten sich mit Atemmasken gegen die schlechte Luft schützen, falls sie auf die Straße müssten. Schulen sagten Aktivitäten im Freien ab. Die morgendliche Flaggenzeremonie wurde vielfach nach drinnen verlegt.

Smog: Jährlich sterben bis zu 500.000 Chinesen an Folgen
Ärzte warnten vor den gesundheitlichen Folgen des Smogs. Hohe Schadstoffbelastungen schwächten das Immunsystem und könnten den Ausbruch von Atemwegsproblemen oder Herz- und Kreislauferkrankungen erleichtern. Besonders vom Smog betroffen sind Patienten mit Asthma, Herzkrankheiten oder Bronchialleiden. Nach Schätzungen chinesischer Wissenschafter sterben jährlich 350.000 bis 500.000 Chinesen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung.

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