Traurige Gewissheit

Erstes Opfer von Flug MH17 identifiziert

Ausland
27.07.2014 14:53
Ein erstes Opfer des Flugzeugabsturzes in der Ostukraine ist identifiziert worden. Wie niederländische Medien am Samstag unter Berufung auf die Regierung berichteten, handelt es sich dabei um einen Niederländer. Angaben zu Person und Geschlecht wurden nicht gemacht. Die Angehörigen und der Bürgermeister der Heimatgemeinde seien informiert worden, hieß es.

Die malaysische Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord war am 17. Juli auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine vermutlich abgeschossen worden. Derzeit untersuchen mehr als 200 Experten die Leichen in einer Kaserne in Hilversum.

Luftbrücke für die Opfer vorerst beendet
Die Luftbrücke für die Opfer des MH17-Flugzeugabsturzes in die Niederlande ist vorerst beendet. Zwei Militärmaschinen aus Australien und den Niederlanden brachten am Samstag weitere 38 Särge nach Eindhoven. Es war der vierte Transport in Folge aus der ostukrainischen Stadt Charkow.

Damit sind 227 Särge mit menschlichen Überresten des abgestürzten Flugzeugs überführt worden. Um wie viele der insgesamt 298 Opfer es dabei genau geht, ist jedoch nicht klar. Erst beim Öffnen der Leichensäcke werden Gerichtsmediziner dies feststellen können. Die niederländische Regierung rechnet damit, dass sich an der Absturzstelle noch weitere Opfer befinden. Um ihre Bergung zu ermöglichen, trafen am Samstag 40 unbewaffnete niederländische Militärpolizisten in Charkow ein.

Internationale Experten können nicht zur Unglücksstelle
Die niederländischen und australischen Polizisten sowie OSZE-Beobachter mussten ihren für Sonntag geplanten Besuch an der Absturzstelle jedoch aus Sicherheitsgründen abgesagen. "Vor Ort wird weiter gekämpft, wir können das Risiko nicht eingehen", sagte der stellvertretende Leiter der Beobachtermission der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, der Schweizer Alexander Hug. Die Sicherheitslage sei "inakzeptabel für unsere unbewaffnete Beobachtermission".

Ein Fotograf berichtete von Artilleriefeuer nahe dem bisher von prorussischen Separatisten kontrollierten Absturzort. In der Gegend stieg schwarzer Rauch auf, Menschen flohen vor den Gefechten. Eine von den Aufständischen errichtete Straßensperre in der Region lag verlassen da. Ukrainische Truppen versuchen nach Kiewer Angaben, die Absturzstelle von den prorussischen Separatisten zu erobern. Ein Sprecher des nationalen Sicherheitsrates nannte am Sonntag als Ziel, den internationalen Experten für ihre Untersuchungen sicheren Zugang zur Unglücksstelle zu verschaffen.

Weiter schwere Kämpfe im Konfliktgebiet
Im Konfliktgebiet im Osten der Ukraine kam es auch in der Nacht auf Samstag und am Samstag selbst zu schweren Kämpfen. Am Rand der Millionenstadt Donezk lieferten sich Kiew-treue Truppen und prorussische Separatisten Artilleriegefechte. "Die Nacht war sehr unruhig", teilte Bürgermeister Alexander Lukjantschenko mit. Bürger sollten nur im Notfall auf die Straße gehen und sich möglichst im Stadtzentrum aufhalten. Gekämpft wurde unter anderem am derzeit stillgelegten Flughafen.

Die Separatisten warfen der ukrainischen Armee vor, die Stadt mit Raketenwerfern zu beschießen. Bei dem Granatwerferbeschuss der Ukraine auf Lugansk seien 15 Zivilisten getötet und etwa 60 verletzt worden, hieß es. Eine unabhängige Bestätigung gab es nicht. Gekämpft wurde auch an mehreren Abschnitten der Grenze zu Russland. Die Separatisten eroberten nach eigenen Angaben den Grenzübergang Marinowka im Süden des Gebiets Donezk. Dort hatte die ukrainische Armee bisher einen schmalen Landstreifen verteidigt, um ein Eindringen von Waffen und Kämpfern aus Russland zu verhindern.

EU-Sanktionen gegen Russland verhängt
Nach langem Zögern drückt die Europäische Union in der Ukraine-Krise bei Sanktionen gegen Russland nun aufs Tempo. Am Samstag verbot die EU den Spitzen des Moskauer Sicherheitsapparates die Einreise. Die Leiter der Inlands- und Auslandsgeheimdienste, Alexander Bortnikow und Michail Fradkow, sowie Sicherheitsratschef Nikolai Patruschew kamen auf die Sanktionsliste. Eventuelle Konten in der EU werden gesperrt. Auch Organisationen der prorussischen Aufständischen in der Ostukraine werden mit Sanktionen belegt.

EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy bat die 28 Staats- und Regierungschefs schriftlich um rasche Zustimmung zu neuen Wirtschaftssanktionen. Die Regierungschefs sollten ihre EU-Botschafter anweisen, am Dienstag die geplanten Maßnahmen zu billigen. Damit soll ein weiterer Sondergipfel der Union vermieden werden.

Moskau droht mit Ende der Anti-Terror-Kooperation
Indes droht Russland der EU wegen den neuen Sanktionen mit dem Ende der Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Terrorismus und organisierter Kriminalität. "Die erweiterte Sanktionsliste ist ein klarer Beweis dafür, dass die EU-Staaten einen Weg beschreiten, der auf eine Abkehr von der Kooperation mit Russland in Fragen internationaler und regionaler Sicherheit hinausläuft", teilte das Moskauer Außenministerium mit.

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