Besuch in Berlin

Erdogan wirbt bei Merkel um EU-Beitritt der Türkei

Ausland
04.02.2014 20:54
Auf mehr oder weniger taube Ohren ist der immer autokratischer regierende türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gestoßen, als er am Dienstag bei Deutschlands Kanzlerin Merkel versuchte, Stimmung für den Beitritt seines Landes zur EU zu machen. Die Regierung in Berlin betrachte die Beitrittsverhandlungen der Türkei nach wie vor "als einen ergebnisoffenen Prozess", sagte Merkel an der Seite Erdogans in Berlin.

Der türkische Premier, der zu Hause gerade mit allen Mitteln versucht, einen riesigen Korruptionsskandal aus seinem Umkreis unter den Teppich zu kehren, hatte zuvor bei einem Vortrag vor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in Berlin erklärt, dass die EU die Türkei genauso benötige wie die Türkei die EU: "Es wird unmöglich sein, das 21. Jahrhundert ohne die Türkei zu gestalten."

Auf seine Bitte, die Türkei wünsche sich, "dass Deutschland uns noch stärker unterstützt als bisher", reagierte Merkel dann allerdings zurückhaltend. "Wir gehen jetzt Schritt für Schritt voran." Einer Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU stehe sie weiterhin "skeptisch" gegenüber, sagte die Kanzlerin bei dem gemeinsamen Termin mit Erdogan.

Erdogan auf Stimmenfang in Berlin
Bei seinem Besuch wurde aber deutlich, dass Erdogan nicht nur zur Beziehungspflege gekommen ist, sondern auch zum Wahlkämpfen. In der Türkei stehen im März Kommunalwahlen an und im August eine Präsidentschaftswahl. Das Staatsoberhaupt wird erstmals vom Volk gewählt, und erstmals sollen auch Auslandstürken problemlos abstimmen können.

In sieben Wahllokalen in Deutschland werden die Auslandstürken bei der kommenden Präsidentschaftswahl ihre Stimme abgeben können. Die Stimmabgabe sei dort vier Tage lang möglich, bestätigte Erdogan bei der Pressekonferenz mit Merkel. Die Behörden beider Länder hätten sich geeinigt, dass Türken in Deutschland "diese Möglichkeit haben werden".

Rund drei Millionen Menschen türkischer Herkunft leben in Deutschland. Etwa die Hälfte ist in der Heimat wahlberechtigt. Erdogan ist also auch zum Stimmenfang in Berlin, möglicherweise kandidiert er selbst für das Präsidentenamt. Am Abend hielt Erdogan jedenfalls gleich noch eine flammende (Vor)-Wahlkampfrede vor Tausenden Auslandstürken im Berliner Tempodrom (Bilder).

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