Schrieb Gedicht
Erdogan beleidigt: Ex-“Miss Türkei” droht Haft
Im Dezember 2013 war gegen Vertraute des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt worden. Unter Verdacht geriet damals auch Erdogans Sohn Bilal, der in dem Gedicht namentlich erwähnt wird. Merve Büyüksarac hatte diesen Text auf Instagram gepostet, berichtete die Zeitung "Hürriyet" am Mittwoch. Büyüksarac sagte gegenüber der Zeitung, sie habe den Text "lustig" gefunden.
Das Gedicht wurde inzwischen aus dem Instagram-Profil des Models gelöscht. "Ich hatte nicht die Absicht, Erdogan zu beleidigen", so Büyüksarac. Dennoch wurde sie bereits Mitte Januar kurzzeitig festgenommen und verhört. Sollte sie verurteilt werden, drohen ihr bis zu zwei Jahre Gefängnis wegen Beleidigung einer öffentlichen Person. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft lägen die Worte, die die Frau verbreitet habe, "jenseits der Grenzen der Meinungsfreiheit", wie es in der Klageschrift heißt.
Schüler wegen Beleidigung Erdogans verurteilt
Die ehemalige Schönheitskönigin ist nur eine von vielen Personen, gegen die wegen Beleidigung des Präsidenten vorgegangen wurde. Am 17. Februar war ein 17-jähriger Schüler zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der Bursche soll den Staatschef während einer Rede bei einer regierungskritischen Kundgebung im südtürkischen Antalya beleidigt haben.
Bei der Veranstaltung protestierten einige Schüler gegen die Festnahme von anderen Teenagern, die wegen des Todes eines Burschen während der Gezi-Demonstrationen des Jahrs 2013 auf die Straße gegangen waren. Zuvor waren auch ein 16-jähriger Schüler sowie zwei Studenten wegen mutmaßlicher Beleidigung des Präsidenten von der Justiz belangt worden.
Journalistin muss elf Monate in Haft
Hafize Kazci, leitende Redakteurin der linken Zeitung "Sol", erhielt am 19. Februar eine Haftstrafe von elf Monaten und 20 Tagen. Das Gericht wertete einen Artikel als beleidigend, in dem Erdogan in Anspielung auf die Korruptionsaffäre um seine Regierung als "Dieb" bezeichnet worden war.
Kritiker werfen der türkischen Führung immer wieder vor, die Meinungsfreiheit im Land zurückdrängen und kritische Stimmen zum Schweigen bringen zu wollen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.