Nerven verloren

Erdogan-Berater tritt auf Demonstrant ein

Ausland
16.05.2014 09:31
Die gewaltsamen Proteste nach dem Grubenunglück in der Türkei nehmen kein Ende. Und das Verhalten der Regierung von Premier Recep Tayyip Erdogan gießt noch mehr Öl ins emotionale Feuer bei den Gewerkschaften und Oppositionspolitikern. Nun sind Bilder aufgetaucht, die einen Berater Erdogans zeigen, wie er in der Nähe der Unglücksmine einen Demonstranten tritt. Der Berater gab die Tat zu und hat sich bereits entschuldigt.

Die Bilder zeigen einen Demonstranten, der von Sicherheitskräften umringt und auf dem Boden sitzend festgehalten wird - dennoch sieht sich Berater Yusuf Yerkel, der Erdogan am Mittwoch zum Unglücksort begleitete, genötigt, auch noch auf den Mann einzutreten.

Berater: "Er hat mich und den Premier angegriffen"
Seit dem Auftauchen auf Twitter verbreiteten sich die Bilder rasend schnell im Internet. Yerkel hat gegenüber der türkischen Zeitung "Hürriyet" bereits die Authentizität der Aufnahme bestätigt. Der Mann sei ein militanter Linksradikaler gewesen. "Er hat mich und den Ministerpräsidenten angegriffen und beleidigt. Soll ich da ruhig bleiben?", versuchte sich der enge Mitarbeiter Erdogans zu rechtfertigen. Von einem physischen Angriff auf Yerkel oder Erdogan wurde jedoch nicht berichtet. Allerdings musste der Regierungschef vor einer wütenden Menge, unter Buh-Rufen in einen nahe gelegenen Supermarkt flüchten.

Entschuldigung für Ausraster
Einen Tag später entschuldigte sich der Berater für seinen Ausraster. "Der Zwischenfall am Mittwoch in Soma tut mir sehr leid", zitierten türkische Medien am Freitag eine Erklärung von Yerkel. Wegen "Provokationen, Beleidigungen und Angriffen" habe er die Selbstbeherrschung verloren. 

Der Premier selbst hat sich zu dem Vorfall bisher nicht geäußert. Doch der Druck auf ihn wächst seit dem Bergwerksunglück am Dienstag. Für Donnerstag kündigte die größte türkische Gewerkschaft einen Streik an - alle 240.000 Mitglieder wurden aufgefordert, ihre Arbeit niederzulegen (siehe auch Infobox).

Gewaltsame Proteste in Ankara, Protestmarsch in Wien
In der Hauptstadt Ankara und in der Metropole Istanbul hatten am Mittwochabend Tausende Menschen wegen des schwersten Grubenunglücks in der Geschichte der Türkei den Rücktritt der Regierung gefordert. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten vor.

In Wien wurde ein Protestmarsch für Donnerstagnachmittag angekündigt - nach Angaben der "Kommunistischen Gewerkschaftsinitiative-International" ab 17 Uhr von der Oper in Richtung türkischer Botschaft in der Prinz-Eugen-Straße.

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