Spanier empört

Elefantenjagd: Juan Carlos entschuldigt sich beim Volk

Ausland
18.04.2012 15:45
Eine Elefanten-Safari von König Juan Carlos in Botswana sorgt in Spanien seit Tagen für gehörigen Wirbel. In einer für einen Monarchen äußerst ungewöhnlichen Geste hat der 74-Jährige wegen des viel kritisierten Jagdausflugs die Spanier am Mittwoch sogar öffentlich um Entschuldigung gebeten: "Ich bedaure das sehr. Ich habe mich geirrt. So etwas wird nicht wieder vorkommen." Die Reise nach Afrika war bekannt geworden, weil sich der König dort eine Hüfte gebrochen hatte und in Madrid operiert werden musste.

Juan Carlos hatte sich am vergangenen Freitag nach der Elefantenjagd die rechte Hüfte gebrochen, als er in einem Safari-Camp über eine Stufe stolperte. Daraufhin wurde der 74-Jährige in einem Privatjet nach Madrid zurückgeflogen, wo ihm in einem Spital eine Prothese eingesetzt wurde. Am Mittwoch erklärte nun der Direktor der Klinik, der Monarch habe sich von der Operation gut erholt und könne sich weitgehend selbstständig bewegen. Jetzt stehe eine mehrwöchige Rehabilitation bevor.

Zuvor richtete sich der auf Krücken gestützte Juan Carlos beim Verlassen des Krankenhauses in Madrid (Bild) nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur EFE jedoch noch mit seiner Entschuldigung an das Volk. In den europäischen Monarchien kommt es höchst selten vor, dass ein König oder eine Königin einen Fehler eingesteht und sich öffentlich dafür entschuldigt.

Mehrheit der Spanier übt Kritik an König
In Meinungsumfragen missbilligt eine überwältigende Mehrheit der Spanier das Verhalten des Königs. Seine Landsleute nehmen Juan Carlos übel, dass er in wirtschaftlich schwierigen Zeiten seinem teuren und nicht gerade tierfreundlichen Hobby nachgegangen ist. Die extravagante Reise des Königs, der zu allem Überfluss auch noch Ehrenpräsident der spanischen Sektion der Umweltschutzorganisation WWF ist, ist seit Tagen das bestimmende Thema im Land. Mit seiner kostspieligen Jagdleidenschaft gibt Juan Carlos nach Meinung vieler Spanier ein schlechtes Vorbild ab.

In zahlreichen Kommentaren wurden dem König Verantwortungslosigkeit und Gefühllosigkeit vorgeworfen. Die rechtsliberale Zeitung "El Mundo" sprach von einer "unverantwortlichen Reise, die zum falschen Zeitpunkt stattgefunden hat". Noch vor wenigen Wochen hatte sich Juan Carlos tief besorgt gezeigt über die hohe Jugendarbeitslosigkeit - derzeit ist fast jeder zweite Spanier unter 25 Jahren ohne Job. Nach Ansicht der linksliberalen Zeitung "El Pais" hätte Regierungschef Mariano Rajoy den König dazu bringen müssen, die kostspielige Safari-Reise in Afrika abzusagen. Der Chef der Sozialisten in Madrid, Tomas Gomez, ging in seiner Kritik noch weiter und rief den König dazu auf, er solle seiner Verantwortung als Staatschef nachkommen - oder abdanken.

WWF: "Zahlreiche Proteste aus aller Welt"
Zudem hat der WWF Juan Carlos nahegelegt, sein Ehrenpräsidentenamt niederzulegen. Bereits am vergangenen Wochenende unterzeichneten über 40.000 Menschen eine entsprechende Online-Petition. Die Organisation will nun die "zahlreichen Proteste aus aller Welt" dem König persönlich übermitteln. Auch die Geschäftsführerin des WWF Österreich, Hildgard Aichberger, kritisierte das Vorgehen des Monarchen: "Auch ein König muss sich an die Zielsetzungen des WWF halten, sonst ist er für uns untragbar geworden und soll gehen."

Die französische Ex-Filmikone und bekannte Tierschützerin Brigitte Bardot zeigte sich in einem offenen Brief an Juan Carlos ebenso "entsetzt und schockiert" über dessen Elefanten-Safari. Ein solches Verhalten sei "unanständig, abstoßend und unwürdig" für eine Persönlichkeit seines Ranges, schrieb sie in einem am Montag von ihrer Stiftung veröffentlichten Brief. Damit sei der Monarch "nicht mehr wert als ein Wilderer" (zum Problem der Elefanten-Wilderei in Afrika siehe Storys in der Infobox) und mache sich zur "Schande Spaniens".

Regierungspartei um Beruhigung bemüht
Angesichts der massiven Kritik am König nahm die spanische Regierung den Monarchen in Schutz. Justizminister Alberto Ruiz-Gallardon rief am Dienstag dazu auf, sowohl dem Königshaus als auch dem König "tiefen Respekt" zu zollen. "Seit wir Spanier unsere Souveränität zurückgewonnen haben, ist das Königshaus zweifelsohne die Institution gewesen, die unsere Freiheit am meisten und am besten gewährleistet und am besten zu unserem Wohlstand beigetragen hat", so der Minister der konservativen Volkspartei.

Doch auch innerhalb der Regierungspartei soll es wegen der Jagdausflüge des Königs großes Unbehagen geben. Nach einem Bericht von "El Pais" vom Mittwoch hätten führende Mitglieder im privaten Kreis die Jagdreise von Juan Carlos scharf kritisiert. Laut dem Blatt bestehe zudem die Sorge, dass das Königshaus nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland an Ansehen verliere. Jedenfalls wolle Juan Carlos nun am Freitag gemeinsam mit Ministerpräsident Rajoy beraten, wie den Vorwürfen begegnet werden solle.

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