Offizieller Bericht

EU: “Totalversagen” bei griechischem Grenzschutz

Ausland
03.02.2016 08:34

Zu einem verheerenden Ergebnis kommt ein Bericht, der am Dienstag von der EU-Kommission verabschiedet wurde. Kontrolleure hatten unangekündigt drei Tage lang den griechischen Grenzschutz unter die Lupe genommen. Fazit: Die derzeit wichtigste Grenze des Schengen-Raums leidet unter haarsträubenden Mängeln.

Wie die deutsche Zeitung "Die Welt" berichtet, ist das Versagen der Griechen auf mehrere Ursachen zurückzuführen: Personalmangel, mangelnde Schulung, Unfähigkeit, technische Mängel, schlechte Ausstattung. So soll in dem bisher unveröffentlichten Bericht etwa festgehalten werden, dass die Pässe von Flüchtlingen nicht mit gängigen Datenbanken - etwa von Interpol - abgeglichen werden. "Das erlaubt keine korrekte Identifizierung der Menschen", heißt es dazu in dem 23-seitigen Papier.

Auch legal einreisende Menschen werden dabei nur mangelhaft kontrolliert. So wird etwa über Kontrollen berichtet, bei denen die Echtheit der Pässe nur nach Augenschein vorgenommen wurde. Grund: Jener Beamte, der ein spezielles Gerät zur genauen Überprüfung bedienen kann, war zu dem Zeitpunkt gerade auf Urlaub.

Schlechte und marode Ausstattung
Generell ist die Ausstattung an der griechischen Außengrenze offenbar unter jeder Kritik. Teils scheitert es an einfachsten Dingen, wie etwa der Anbindung an Internet. Dadurch würden teilweise Fingerabdrücke ganz altmodisch wieder mit Tinte genommen und danach eingescannt. Zwischen Registrierung und Digitalisierung lagen dann allerdings bis zu zehn Tage, manche Abdrücke waren zu diesem Zeitpunkt schon unleserlich.

Zudem sei es auch laut dem Bericht leicht, sich der Registrierung zu entziehen. Flüchtlinge könnten einfach davonlaufen, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Patrouillenboote, die mit Infrarot- und Nachtsichtgeräten ausgestattet sind, könnten nur wenige Stunden am Meer im Einsatz sein. Viele Flüchtlingsboote schlüpften deshalb immer wieder durch die Kontrollen.

EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos bestätigte am Mittwoch , dass die EU-Kommission in dem im November erstellten Bericht zu Griechenland Mängel beim Grenzschutz konstatiert habe. Griechenland habe aber bereits damit begonnen, diese Mängel zu beheben. "Es geht nicht um ein Ende von Schengen und darum, ein Mitgliedsland aus Schengen auszuschließen", sagte der aus Griechenland stammende EU-Kommissar zu dem immer wiederkehrenden Vorschlag, das südliche Land zumindest kurzzeitig aus dem Schengen-Raum auszuschließen.

"Volles Versagen Griechenlands"
Anders sehen dies zahlreiche Politiker des Europäischen Parlaments. Der sozialdemokratische Fraktionsvize Josef Weidenholzer kritisierte, Avramopoulos sei bisher "nicht durch besondere Aktivität aufgefallen". Der ÖVP-Europaabgeordnete Heinz Becker nannte den Bericht der EU-Kommission zum Grenzschutz Griechenlands "vernichtend". "Griechenland hat seine Verpflichtungen in schwerwiegender Weise vernachlässigt." Dies sei "ein volles Versagen Griechenlands", nicht der EU-Institutionen.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele