Deutsche Studie

Dschihad zieht Kriminelle und Arbeitslose an

Ausland
27.11.2014 11:05
Vor allem Straftäter und Arbeitslose ziehen in den Dschihad, den sogenannten Heiligen Krieg. Das hat eine Auswertung von Polizei und Verfassungsschutz in Deutschland ergeben, die helfen soll, potenzielle Täter künftig rascher aufzuspüren.

Das sogenannte Gemeinsame Terrorabwehrzentrum der deutschen Behörden hat die Daten von 378 Personen ausgewertet, die "aus islamistischer Motivation" bis Ende Juni 2014 aus Deutschland in Richtung Syrien ausreisten, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Die Analyse sei bisher nicht veröffentlicht worden, liege aber der Zeitung vor.

Sehr viele junge Dschihadisten
Bei den 378 Menschen handelte es sich in 89 Prozent der Fälle um Männer, in elf Prozent um Frauen. 125 von 322 Dschihadisten seien zum Zeitpunkt der Ausreise zwischen 15 und 20 Jahren alt gewesen, so die Behörden, immerhin 37 seien aber schon zwischen 31 und 35 Jahren alt gewesen. Einer der Kämpfer sei gar 1950 geboren und damit 64 Jahre alt. Die Hälfte der Personen ist verheiratet, immerhin 104 haben ein oder mehrere Kinder.

Wie lange jemand in Deutschland lebte, scheint keinen Rückschluss zuzulassen auf den Wunsch nach dem Dschihad: 61 Prozent der Ausgereisten wurden in Deutschland geboren. Ob die vielfach geäußerte Theorie, das Grundproblem liege in mangelnder Integration, zutrifft, darf aufgrund dieser Informationen bezweifelt werden. Schließlich haben 37 Prozent der Dschihadisten die deutsche Staatsbürgerschaft sowie 24 Prozent die deutsche und eine andere (die meisten davon die marrokanische). Ob jemand zum Islam konvertiert ist, scheint eher bei Frauen als bei Männern eine Rolle zu spielen.

Auffällig viele Arbeitslose und Kriminelle
Auffälliger sind andere Ähnlichkeiten zwischen den "heiligen Kriegern": Während die meisten durchschnittliche Schulabschlüsse haben, waren 21 Prozent vor ihrer Ausreise arbeitslos. Nur von zwölf Prozent ist bekannt, dass sie einen Job hatten - und das "ganz überwiegend" im gering qualifizierten Sektor, also dem Niedriglohnbereich, so die Studie.

Ebenfalls ins Auge gestochen ist den Ermittlern der Hang zur Straffälligkeit der Ausgereisten. 249 der 378 Personen hatten bereits zuvor Straftaten begangen, die meisten Gewaltdelikte, gefolgt von Eigentums- und Drogendelikten. Nach der Radikalisierung sei es vor allem zu politisch motivierter Kriminalität gekommen.

Freunde und salafistische Moscheen überzeugen
So scheint es, als fühlten sich vom Heiligen Krieg vor allem jene angezogen, die keinen Platz in der Gesellschaft finden können oder wollen. Propaganda im Internet habe dagegen wohl nur bei 18 Prozent eine Rolle gespielt, in den Dschihad zu ziehen, so die Studie - allerdings sei es schwer, dies exakt zu bestimmen.

Viel wichtiger offenbar der persönliche Kontakt: 30 Prozent der Ausgereisten scheinen durch Freunde überzeugt worden zu sein, 23 Prozent in salafistsichen Moscheen. Je stärker die Radikalisierung voranschritt, desto wichtiger seien diese beiden Faktoren geworden, heißt es.

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