"Spe Salvi"

Die neue Enzyklika des Papstes

Ausland
30.11.2007 14:51
Knapp zwei Jahre nach seiner ersten Enzyklika über die Liebe hat Benedikt XVI. am Freitag seine zweite Enzyklika mit dem Titel "Spe Salvi" (Gerettet in der Hoffnung) veröffentlicht. Auch diesmal stand eine der drei christlichen "theologischen Tugenden" Glaube, Hoffnung, Liebe im Mittelpunkt eines großes Lehrschreibens von Benedikt XVI. Der Papst hebt in der Enzyklika mit Nachdruck hervor, dass der Mensch Gott braucht, "sonst ist er hoffnungslos". Die Enzyklika setzt sich im Kern mit säkularen Heilslehren sowie mit der Hoffnung als Grundlage des christlichen Lebens auseinander.

Der moderne Atheismus sei im Kern ein Moralismus: Eine Welt, gezeichnet von so viel Ungerechtigkeit, unschuldigem Leid und Zynismus der Macht könne nach dieser Ansicht nicht das Werk eines guten Gottes sein, schrieb der Papst. Aus diesem Denken seien säkulare Heilslehren wie der Kommunismus entstanden: Der Gedanke, dass der Mensch tun müsse, was Gott nicht tue, nämlich die Schaffung der vollkommenen Gerechtigkeit auf Erden, sei jedoch "sowohl anmaßend als auch von innen her unwahr". Es sei kein Zufall, dass dieser Gedanke in der Geschichte zu den "größten Grausamkeiten" geführt habe. "Eine Welt, die ihre eigene Gerechtigkeit schaffen muss, ist eine Welt ohne Hoffnung."

Kritik an säkularen Heilslehren
Der Papst warnte dementsprechend  vor Weltanschauungen als Ersatz für die christliche Hoffnung auf das ewige Leben. "Wir alle sind Zeugen geworden, wie Fortschritt in den falschen Händen zum grausamen Fortschritt im Bösen werden kann und geworden ist", schrieb Benedikt.

Er sparte auch nicht mit Kritik am christlichen Modernismus. Das Christentum habe sich in der Moderne zu sehr auf das Individuum und seine Erlösung konzentriert. Das christliche Konzept von Hoffnung und Erlösung sei jedoch nicht immer so auf den einzelnen Menschen ausgerichtet gewesen. Es gebe Wege für die Gläubigen, wahre christliche Hoffnung zu lernen und zu praktizieren: im Gebet, im Leid, im Handeln und im Betrachten des Jüngsten Gerichts als Symbol der Hoffnung, schrieb der Papst.

"Spe salvi" von Apostel Paulus
Der Titel "Spe salvi" stützt sich auf ein Wort des Apostels Paulus im achten Kapitel des Römerbriefes: "Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht?" (Röm 8,24). Die Gegenwart, "auch mühsame Gegenwart", könne gelebt und angenommen werden, "wenn sie auf ein Ziel zuführt und wenn wir dieses Ziels gewiss sein können", schreibt der Papst.

"Erst wenn Zukunft als positive Realität gewiss ist, wird auch die Gegenwart lebbar. So können wir jetzt sagen: Christentum war nicht nur 'gute Nachricht' - eine Mitteilung von bisher unbekannten Inhalten. Man würde in unserer Sprache sagen: Die christliche Botschaft war nicht nur 'informativ', sondern 'performativ' - das heißt: Das Evangelium ist nicht nur Mitteilung von Wissbarem; es ist Mitteilung, die Tatsachen wirkt und das Leben verändert", so der Heilige Vater.

Päpstliches Schreiben in acht Sprachen
In dem in der gedruckten Version 64 Seiten langen Dokument, das der Papst Indiskretionen zufolge gleich auf Latein verfasst hat, werden mehrere Kirchenväter, aber auch weltliche Philosophen wie Immanuel Kant, Francis Bacon, Theodor Adorno, weiters Martin Luther, Schriftsteller wie Fjodor Dostojewski und Jean Giono oder der vom kommunistischen Regime jahrelang eingekerkerte vietnamesische Kardinal Nguyen Van Thuan zitiert.

Das päpstliche Rundschreiben erscheint gleichzeitig in acht Sprachen, darunter Latein, Englisch und Deutsch. Die erste Enzyklika Benedikts mit dem Titel "Deus Caritas Est" (Gott ist Liebe) war am 25. Jänner 2006 herausgekommen. Enzykliken sind päpstliche Lehrschreiben, die sich an die gesamte katholische Kirche richten.

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