Diplomatischer Eklat

Deutscher rächt sich mit Pfändungen an Russland

Ausland
20.02.2014 10:50
Ein Deutscher lässt Russland schäumen und hat einen diplomatischen Eklat des Landes mit Schweden provoziert: Weil Franz Sedelmayer Anfang der 90er-Jahre in Russland enteignet wurde und dabei Firma und Haus verlor, rächt er sich seither, indem er russischen Besitz im Westen pfänden lässt. Am Dienstag ist ihm sein bisher letzter Coup gelungen: Ein Gebäude der russischen Handelsvertretung in Stockholm wurde zwangsversteigert. Russland reagierte Schweden gegenüber äußerst ungehalten.

Russland erkenne die Zwangsversteigerung des Gebäudes nicht an, ließ Viktor Chrekow, Chef der Vermögensverwaltung des Kreml, noch am Dienstag wissen. Es handle sich um einen "groben Verstoß gegen das Völkerrecht", zitiert die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti, schließlich gelte der Schutz durch die diplomatische Immunität.

Drohgebärden in Richtung Schweden
Nun müsse Schweden mit einer "symmetrischen Antwort" aus Russland rechnen, das seine Immunität "mit allen verfügbaren Mitteln verteidigen" müsse. Unbefugten sei der Zutritt zum Gelände weiterhin verboten, was auch die schwedischen Behörden sicherstellen sollten.

Doch ebendie sehen die Sache anders: Schon im Juli 2011 hatte das Oberste Gericht Schwedens beschlossen, das zur Handelsvertretung gehörende Wohnhaus zu beschlagnahmen und zugunsten des deutschen Unternehmers Sedelmayer zu versteigern. Am Dienstag war es nun so weit: Zwei Millionen Euro wurden bei der Zwangsversteigerung aufgerufen.

Firma und Villa an Jelzin verloren
Sedelmayers Kampf gegen den scheinbar übermächtigen Gegner begann in den 1990er-Jahren. Er baute in Sankt Petersburg eine Sicherheitsfirma auf, als Sitz wählte er eine sanierte Villa. Die jedoch habe der damalige russische Präsident Boris Jelzin für sich beansprucht, so Sedelmayer, daher sei er kurzerhand enteignet worden. Russland habe sich sein Haus einverleibt - und die Firma gleich dazu.

1994 zog er erstmals vor Gericht und hat seither nicht klein beigegeben. Vier Jahre später entschied ein internationales Schiedsgericht in Stockholm, dass ihm knapp fünf Millionen Euro an Schadenersatz zustehen - Russland aber verweigerte die Zahlung. So verlegte sich der findige Unternehmer darauf, russische Immobilien im Westen zu pfänden.

Putin gab angeblich entscheidende Tipps
Der Tippgeber für dieses Vorgehen ist aus heutiger Sicht übrigens pikant: Es handelte sich Sedelmayer zufolge um den damaligen Vizebürgermeister Sankt Petersburgs - den heutigen russischen Präsidenten Wladimir Putin (Bild).

In den inzwischen 20 Jahren juristischen Kleinkriegs gegen Russland hat Sedelmayer einige Erfolge, aber auch Niederlagen einstecken müssen. So wurde er etwa 2006 kurzzeitig festgenommen, als er auf einer Luftfahrtausstellung in Berlin drei russische Exponate - darunter ein Sputnik-Satellit - pfänden lassen wollte. Auch die Zwangsversteigerung des Russischen Hauses der Wissenschaft und Kultur in Berlin wurde ihm verboten.

Erfolge auch in Deutschland
Im September des Vorjahres sowie Anfang Februar 2014 triumphierte Sedelmayer in Deutschland aber. In Köln wurde ein Teil des Immobilienbesitzes der ehemaligen russischen Handelsvertretung zu seinen Gunsten zwangsversteigert. Beide Male schlug Russland zu, musste also seine eigenen Gebäude kaufen.

In Stockholm ist das nicht geglückt - Käufer ist hier der schwedische Investor Billy Üney. Er werde das Haus an Russland vermieten, ließ er in der Zeitung "Svenska Dagbladet" wissen, aber: "Wenn sie bleiben wollen, werden sie wie alle anderen auch bezahlen müssen." Sedelmayer zeigte sich höchst zufrieden: "Mehr hätten wir nicht erreichen können." Auf Twitter verkündete er am Mittwoch: "Vier Auktionen haben binnen fünf Monaten in Deutschland und Schweden acht Millionen Euro eingebracht; alle gestern abgeschlossen."

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