Schuld an drei Toten

Den Haag zahlt Entschädigung für Srebrenica-Opfer

Ausland
10.04.2014 20:15
Die Niederlande entschädigen mehrere Angehörige von drei Muslimen, die beim Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 getötet wurden. Insgesamt würden vier Hinterbliebene jeweils 20.000 Euro erhalten, teilte die Regierung in Den Haag am Donnerstag mit. "Wir bedauern zutiefst, was ihnen und den Familien passiert ist und hoffen, damit das Leid zu lindern", so ein Sprecher des Verteidigungsministeriums.

Die Entscheidung ist das Ergebnis eines jahrelangen Justizverfahrens, an dessen Ende das Urteil stand, dass der niederländische Staat für den Tod der drei Muslime verantwortlich zu machen sei. Die Justiz hatte im September letztinstanzlich bestätigt, dass die mit dem Schutz der UN-Enklave im Osten Bosniens beauftragten niederländischen Blauhelme durch ihr Verhalten die drei Männer den Serben quasi ausgeliefert hätten.

Opferfamilien reichten Klage ein
Eingereicht hatten die Klage ein Übersetzer und die Familie eines getöteten Elektrikers, der für die UN-Truppe Dutchbat gearbeitet hatte. Der Übersetzer Hasan Nuhanovic hatte bei dem Massaker seinen Bruder und seinen Vater verloren. Auch seine Mutter wurde getötet, ihr Tod war aber nicht offiziell Bestandteil der Ermittlungen. Nuhanovic erhält nun ebenso wie die Witwe und die beiden Kinder des getöteten Elektrikers 20.000 Euro.

Die Opfer hatten gemeinsam mit rund 5.000 weiteren Muslimen auf dem Stützpunkt des Dutchbat in Potocari Zuflucht gesucht, nachdem die Enklave am 11. Juli 1995 von den bosnischen Serben erobert worden war. Das schlecht ausgerüstete Dutchbat hatte den serbischen Einheiten kaum bis keinen Widerstand geleistet. Am 13. Juli zwangen die UN-Truppen den Elektriker und den Bruder des Übersetzers zum Verlassen ihres Stützpunkts, der Vater ging freiwillig mit. In der Folge wurden sie ebenso wie rund 8.000 weitere muslimische Jugendliche und Männer von den bosnischen Serben ermordet.

"Entschädigungszahlungen sind respektlos"
Die Anwältin der Kläger, Liesbeth Zegveld, bezeichnete die Ankündigung der Entschädigungszahlungen als "respektlos". Statt sich mit den Angehörigen über die Form der Entschädigung auseinanderzusetzen, wolle der Staat den Fall nun einfach nur abschließen, sagte sie. Auch die Höhe der Zahlungen sei zu gering.

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