Flüchtlingsleid

Das Milliardengeschäft der Schlepper-Mafia

Ausland
24.08.2015 05:57
"Mit der Ware Mensch lässt sich zurzeit mehr Kasse machen als mit Waffen und Drogen" - das sagte der deutsche Bundespolizeipräsident Dieter Romann vor ein paar Tagen. Dass das so sein muss, zeigt allein die Tatsache, dass jeden Tag Abertausende Flüchtlinge in die EU geschleust werden. Oft steckt eine richtiggehend mafiöse Struktur dahinter, die kräftig am Leid der Flüchtenden verdient. Und die Schlepper scheinen länderübergreifend zusammenzuarbeiten, um das Milliardengeschäft am Laufen zu halten - während die Behörden tatenlos zusehen.

Laut "Focus" zeige das Beispiel Kos sehr deutlich, wie Flüchtlinge, deren Aussichten nicht besonders rosig seien, einen Asylstatus in einem der begehrten Zielländer Österreich, Deutschland oder Schweden zu bekommen bzw. überhaupt erst dorthin zu gelangen, ihrem Traum ein wenig näher kommen. Da derzeit nur Syrer und Palästinenser in Griechenland einen Asylstatus im Schnellverfahren erhalten würden, der ihnen freie Reise durch das Land gestatte, während es für die übrigen Flüchtlinge heiße, zunächst auf der Insel bleiben zu müssen, um sich zu registrieren, gingen viele den illegalen Weg: Für 150 Euro bekommen Afghanen oder Pakistaner dem Bericht zufolge täuschend echt aussehende Papiere, die sie als Syrer ausweisen. Mit solchen gelangen die Menschen dann auf eine der Fähren nach Piräus, der Weg nach Europa ist damit wieder etwas offener.

In die Hände spiele den Schlepperbanden etwa folgende Situation: Laut "Focus" würde auch durchaus einzelnen aus Syrien stammenden Flüchtlingen auf Polizeistationen gesagt, dass sie erst, wenn sie "eine Gruppe ihresgleichen gesammelt" hätten, einen Passierschein erhalten würden. Doch an eine solche Gruppe komme ein Einzelreisender nur über Schlepper.

Direkt zum "Zentrum von Athens Unterwelt"
Im Hafen von Piräus in Athen angekommen, würden die Flüchtlinge ihrem Schicksal überlassen. Die meisten würden von dort zum Omonia-Platz fahren - dem "Zentrum von Athens Unterwelt". Hier würden die Menschen direkt in die Arme der nächsten Schlepperbanden laufen - und der Staat tue nichts dagegen. Für ein paar Tage finden einige der Flüchtlinge Unterkunft bei Verwandten oder in Billighotels. Wer kein Geld hat, muss im Freien ausharren. Ein kleines Aufnahmelager im Athener Stadtteil Votanikos kann nur rund 800 Menschen aufnehmen.

Dann geht die Reise weiter - und kleine Bus-Reiseagenturen machen goldene Geschäfte: Für 30 bis 35 Euro kann man bis zur griechisch-mazedonischen Grenze fahren - der Übergang Gevgelije ist etwa 550 Kilometer entfernt. Auch Taxifahrer reiben sich die Hände. "Es gibt auch reiche Migranten. Für 500 Euro fahre ich gerne bis an die Grenze", sagt ein 25 Jahre alter Chauffeur. Er hat es schon dreimal in dieser Woche gemacht, sagt er. Wohin die Migranten wollen? "Germania (Deutschland)", antwortet der Taxifahrer.

"Türkei will Flüchtlinge offensichtlich loswerden"
Auch in der Türkei würden die Behörden wegschauen, wenn jede Nacht Dutzende mit Flüchtlingen überladene Boote von Bodrum aus aufbrechen. Die türkische Marine lasse die Schlauchboote der Flüchtlinge ungehindert passieren, schreibt der "Focus": "Die Türkei will die Flüchtlinge offensichtlich loswerden."

Bleiben die Flüchtlinge in Ländern wie der Türkei oder Griechenland, würden sie von den Schlepperbanden z.B. an Besitzer von Erdbeerplantagen als billige Arbeitskräfte vermittelt. Sie würden in Zelten, Gewächshäusern oder in abbruchreifen Gebäuden hausen, die griechischen Feldarbeiter in ihren Lohnforderungen unterbieten und überwiegend unversichert arbeiten - für zehn bis 20 Euro am Tag. Ein Geschäft für alle - abgesehen von den Flüchtlingen.

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