Schwimmweste fehlte
“Costa Concordia”: Franzose ging für Ehefrau in den Tod
Die bewegende Geschichte des Paares entdeckte die französische Zeitung "Le Figaro". Im Interview schildern Nicole Servel und ihre Tochter Edwige die Tragödie an Bord der "Costa Concordia". "Meine Eltern haben zunächst alle möglichen Kinder in die Rettungsboote einsteigen lassen. Doch am Ende gab es dann keinen Platz mehr für sie selbst. Dabei hatten die beiden nur eine einzige Rettungsweste", berichtet die Tochter, die ihren Eltern die Kreuzfahrt anlässlich des 60. Geburtstages der Mutter geschenkt hatte.
Nicole Servel erzählt dann, wie das Drama unaufhaltsam fortschritt. "Wir waren fast alleine an Bord. Mein Mann hat mir dann die Weste überlassen, weil ich nicht schwimmen kann. Er rief: 'Spring, spring!' Weil ich zögerte, warf er sich zuerst ins Meer. Dann bin auch ich gesprungen und habe mich im Wasser auf den Rücken gelegt. Ich habe nach meinem Mann geschrien, und er rief mir zu: 'Mach dir keine Sorgen. Ich schaff das schon!'"
"Ich dachte an meine Kinder und Enkel, damit ich überlebe"
Doch ohne Schwimmweste hatte der 71-jährige Francis Servel im kalten Wasser keine Chance. "Nach diesen Worten habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ich war ganz alleine im Wasser und habe an meine Kinder und Enkelkinder gedacht, damit ich durchhalte."
Wie lange sie im Meer trieb, weiß Nicole Servel nicht. "Irgendwann lag ich auf einem Felsen, und dann kamen auch schon Dorfbewohner zu mir und brachten mich zu den anderen Passagieren in eine Kirche. Ich war durchgefroren, erstarrt, weil ich nur ein dünnes Kleid trug. In der Sakristei habe ich schließlich einen Talar entdeckt und mir übergezogen, so konnte ich mich wärmen."
"Wieso hat niemand meinen Mann gerettet?"
Zwar ist Nicole Servel glücklich, dass sie überlebt hat, doch gleichzeitig ist sie wütend auf die Kreuzfahrt-Gesellschaft: "Wieso gab es kein Rettungsboot mehr für meinen Mann und mich? Wieso hat niemand Francis aus dem Meer gerettet?"
Und auch die Tochter macht aus ihrer Wut keinen Hehl. Sie kündigte bereits eine Klage gegen das Unternehmen an. "Wir werden Schmerzensgeld verlangen", so Edwige Servel, die sich nur damit trösten kann, dass ihr Vater als Held gestorben ist. "Papa hat sich in einer selbstlosen Geste geopfert. So war er schon immer. Die Liebe zwischen meinen Eltern war sehr, sehr groß."
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