Wurde adoptiert

Castro-Opfer: “Mein Sohn weiß nichts von mir”

Ausland
06.05.2014 06:29
Vor über zehn Jahren hatte sie ihr Kidnapper in das "Horrorhaus" von Cleveland gelockt. Ein Jahr nach ihrer Befreiung erinnert sich die heute 33-jährige Michelle Knight an ihre Zeit in Gefangenschaft und sprach erstmals auch über ihren Sohn, der nach ihrem Verschwinden zur Adoption freigegeben wurde. Der heute 14-Jährige wisse nichts über das Schicksal seiner leiblichen Mutter, so Knight, die als Gefangene mehrere gewaltsame Schwangerschaftsabbrüche erleiden musste.

Das Verbrechen hatte seinerzeit die USA schockiert. In Europa waren Erinnerungen an Natascha Kampusch geweckt worden, die 2006 nach acht Jahren in den Händen ihres Entführers freigekommen war. Knight sowie zwei andere Frauen, Amanda Berry und Gina DeJesus, waren am 6. Mai 2013 auf dramatische Art aus dem "Horrorhaus" in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio freigekommen. Auch ein sechs Jahre altes Mädchen war dabei, das der Entführer Ariel Castro mit Berry gezeugt hatte.

Entführungsopfer darf Sohn vorerst nicht treffen
Ein Jahr nach ihrer Befreiung sprach Knight nun mit mehreren TV-Sendern in den USA ausführlich über ihre Gefangenschaft, aber auch über das Leben nach ihrer Befreiung. So erklärte sie gegenüber NBC, ihren Sohn, der nach ihrem Verschwinden von einem Ehepaar adoptiert worden war, seit dem Ende ihrer Zeit im "Horrorhaus" nie getroffen zu haben. Nur ein Foto des heute 14-Jährigen habe sie bekommen.

Der Teenager wisse nichts von ihrem Schicksal, so Knight. Seine Adoptiveltern seien der Ansicht, er sei noch zu jung, um mit ihrer Geschichte konfrontiert zu werden, erklärte die 33-Jährige, die aber Verständnis für die Entscheidung zeigte. Sie sei stolz auf ihren Sohn und hoffe, ihn zu einem späteren Zeitpunkt kennenlernen zu dürfen.

Von Castro mit Welpen in Haus gelockt
Knight, die in den nächsten Tagen auch mit einem Buch ("Finding me") an die Öffentlichkeit tritt, berichtete auch, wie sie in die Hände von Castro geraten war. Der Entführer habe sie seinerzeit mit dem Versprechen, einen kleinen Hundewelpen zum Geschenk zu bekommen, in sein Haus gelockt, erzählte sie dem Nachrichtensender CNN. Doch als sie schließlich das Haus betreten haben, "ist mir klar geworden, dass ich einen Fehler begangen hatte".

Sie sei gefesselt, gefoltert und geschlagen worden. Sie habe wenig zu essen bekommen. Um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, habe es nur einen alten Fernseher und ein altes Radio gegeben. Wenn sie schrie, habe ihr Entführer ihr ein Stück Stoff in den Mund gestopft, so Knight. "Ich saß in einem kleinen, pinkfarbenen Zimmer in der Falle und war gefesselt wie ein Fisch." Zunächst sei sie allein gewesen, später habe sie von den beiden anderen entführten Frauen erfahren.

Schwangerschaften gewaltsam abgebrochen
Bereits kurz nach ihrer Befreiung hatte Knight berichtet, dass sie mehrfach von Castro schwanger geworden sei. Doch er habe die Schwangerschaften durch Hiebe in den Bauch und Nahrungsentzug gewaltsam abgebrochen, sagte sie den Ermittlern. Dafür habe sie ihrer Leidensgenossin helfen müssen, als die ein Mädchen zur Welt brachte.

Nach der Befreiung der drei Frauen hatten sich US-Medien immer wieder gefragt, warum Nachbarn nichts von der grausigen Haft der Frauen bemerkt hätten. Castro, ein ehemaliger Schulbusfahrer, wohnte nur wenige Kilometer von den Eltern der drei Mädchen und Frauen entfernt.

Entführer tot, Haus abgerissen
Castro, der die drei Frauen zwischen 2002 und 2004 in seine Gewalt gebracht hatte, war im August des Vorjahres zu lebenslanger Haft plus 1.000 Jahren verurteilt worden, hatte aber wenig später in seiner Zelle Selbstmord begangen. Das "Horrorhaus" wurde mittlerweile abgerissen. Und die Opfer? Mit den anderen beiden Frauen verbinde sie zwar ein enges Band, aber sie hätten keinen persönlichen Kontakt mehr, erzählte Knight im TV. Jeder müsse nun sein eigenes Leben leben, so die 33-Jährige, die sich als Schmetterling bezeichnete, der endlich fliegen dürfe.

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