Gezielte Attacke

Bulgaren stürmen Banken: Milliarden-Notkredit

Wirtschaft
30.06.2014 12:22
Die EU hat grünes Licht für staatliche Hilfen für das von Kriminellen attackierte bulgarische Bankensystem gegeben. Die Kommission teilte am Montag mit, man werde der Bitte Bulgariens nachkommen und die Verlängerung einer Kreditlinie über umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro genehmigen. Das sei "angemessen und notwendig", um das Bankensystem mit genügend Liquidität zu versorgen.

In Bulgarien war es zu einem Kundenansturm auf zwei große Banken gekommen, nachdem es einen gezielten Angriff gegeben hatte. Nach Angaben von Regierung und Notenbank wollten Kriminelle mit über Internet und SMS-Botschaften verbreiteten Falschinformationen die Bürger dazu bewegen, ihr Geld abzuheben. Kunden der First Investment Bank (Fibank) und der Corporate Commercial Bank (Corpbank) taten das tatsächlich in Scharen. Die Zentralbank übernahm daraufhin die Kontrolle über die Corpbank.

Am Montag bildeten sich erneut lange Schlangen vor Bankomaten und Schaltern. Viele Bürger ließen sich anscheinend weiterhin von den bewusst gestreuten Fehlinformationen überzeugen, wonach die Zahlungsfähigkeiten einzelner Banken sowie die Stabilität des gesamten Finanzsektors in Gefahr sei. Alleine bei der Fibank waren am Freitag innerhalb weniger Stunden einige Hundert Millionen Euro abgehoben worden. Filialen machten daraufhin dicht, die Bankomaten bleiben jedoch in Betrieb.

Präsident: Keine Banken-, aber Vertrauenskrise
Präsident Rossen Plewneliew gab am Sonntag nach einem Treffen mit Vertretern der Parteien, der Zentralbank und dem Finanzminister eine Garantie für die Sparguthaben ab. Die Institute würden ihren normalen Betrieb aufrechterhalten. Plewneliew sagte, bei der Verfolgung der Verantwortlichen müssten die Gesetze voll ausgeschöpft werden. Die Banken seien stabil, würden gut beaufsichtigt und verfügten über genügend Kapital. "Es gibt keine Bankenkrise", sagte er, sehr wohl gebe es jedoch eine Vertrauenskrise. Die nationale Sicherheitsbehörde nahm nach eigenen Angaben fünf Verdächtige fest. Einer von ihnen sei wieder freigelassen worden.

Obwohl Bulgarien eines der ärmsten EU-Länder ist und Probleme mit Korruption und Vetternwirtschaft hat, gilt das Finanzsystem als stabil. Die Vorgänge im Bankensystem treffen das Land allerdings in einer politisch schwierigen Lage: Die von den Sozialisten geführte Regierung kündigte in der Vorwoche einen baldigen Rücktritt an, Termin für eine vorgezogene Parlamentswahl ist der 5. Oktober. Plewneliew will das Parlament auflösen und am 6. August eine Übergangsregierung einsetzen.

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