Nach Terror in Paris

Bröckelt Anti-Putin-Front im Kampf gegen den IS?

Ausland
18.11.2015 11:24
Nach den schweren Terrorschlägen gegen ihre Länder werden Frankreich und Russland im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat nun wohl enger kooperieren. Moskau stufte den Absturz einer Passagiermaschine auf der Sinai-Halbinsel mittlerweile als Terroranschlag ein und flog ebenso wie Frankreich neue Angriffe auf den IS in Syrien. Auch die USA überdenken ihre Position gegenüber Russland: Präsident Barack Obama bezeichnete am Mittwoch Moskaus Verhalten auf der Wiener Syrien-Konferenz als "konstruktiv".

Der Kreml teilte nach einem Telefonat zwischen Präsident Wladimir Putin und seinem französischen Amtskollegen Francois Hollande mit, die beiden hätten einen "engeren Kontakt" und eine "engere Koordinierung" bei Einsätzen gegen "terroristische Gruppen" in Syrien vereinbart. Der Elysee-Palast bestätigte die Angaben. Hollandes Büro erklärte zudem, der französische Staatschef werde in der kommenden Woche am Dienstag Obama und am Donnerstag Putin treffen, um das internationale Vorgehen gegen die Dschihadisten abzustimmen.

Der IS bekannte sich zu den Attentaten in Paris mit mindestens 129 Toten. Der ägyptische IS-Ableger hatte sich wiederum Anfang November dazu bekannt, eine russische Passagiermaschine zum Absturz gebracht zu haben. Dabei waren Ende Oktober alle 224 Insassen getötet worden.

Putin nach Jet-Absturz: "Werden Hintermänner bestrafen"
Putin kündigte am Dienstag Vergeltung für den Anschlag auf das Flugzeug an. Die Hintermänner würden bestraft, sagte er. "Wir werden sie suchen, egal wo sie sich verstecken." Der Geheimdienst FSB kündigte außerdem an, Hinweise zur Ergreifung der "Terroristen" mit 50 Millionen Dollar (rund 47 Millionen Euro) zu belohnen.

Schon wenige Stunden später erklärte Moskau, die russische Luftwaffe habe IS-Stellungen in Syrien angegriffen - und zwar erstmals mit Langstreckenbombern. Strategische Bomber vom Typ Tupolew hätten Ziele in der IS-Hochburg Rakka sowie in den Provinzen Deir al-Zor, Aleppo und Idlib bombardiert, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

Russische und französische Marine treten "in direkten Kontakt"
Putin wies die Marine seines Landes zudem an, im Mittelmeer "in direkten Kontakt" mit dem französischen Flugzeugträger "Charles de Gaulle" zu treten. Dieser läuft am Donnerstag mit 26 Kampfjets an Bord ins östliche Mittelmeer aus. Beide Seiten sollten als "Verbündete" zusammenarbeiten, sagte er.

Auch die französische Luftwaffe flog in der Nacht auf Dienstag erneut Luftangriffe in Syrien. Dem Verteidigungsministerium zufolge wurden dabei ein Kommandoposten und ein Trainingszentrum in Rakka zerstört. Als erster EU-Staat überhaupt bat Frankreich offiziell auch um Beistand der übrigen Mitgliedsstaaten. Gefragt ist dabei militärische Unterstützung, um den Kampf gegen den IS in Syrien und im Irak zu verstärken, wie Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte.

Bröckelt nun Anti-Putin-Front?
Ändert die blutige Terrornacht vom vergangenen Freitag nun alles im Kampf der internationalen Staatengemeinschaft gegen die IS-Schergen? Seit Wochen wirbt Putin für eine "Koalition der Gleichgesinnten" im Anti-Terror-Kampf, doch der Westen hat den Kremlchef bisher abblitzen lassen. Nach dem "Schwarzen Freitag" könnte die Front gegen Putin bröckeln.

Signale dafür kamen Mittwochfrüh auch aus Washington: US-Präsident Obama nannte die Haltung Russlands auf der internationalen Syrien-Konferenz in der Vorwoche in Wien "konstruktiv". Die russische Delegation habe versucht, einen "politischen Übergang" in Syrien zu erreichen. Obama verwies zwar auf die weiterhin andauernden Meinungsverschiedenheiten über die Zukunft des syrischen Machthabers Bashar al-Assad, in Wien hätten diese Differenzen aber nicht die Gespräche über eine Waffenruhe behindert.

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