Italien überfordert

Binnen Tagen 10.000 Flüchtlinge an Land geholt

Ausland
15.04.2015 17:04
Auf Sizilien herrschen derzeit wegen eines seit Tagen anhaltenden Flüchtlingsansturms chaotische Zustände. Seit Freitag sind über 10.000 Menschen von der Küstenwache gerettet worden. Zudem werden auch drei Tage nach dem Untergang eines Flüchtlingsbootes vor der libyschen Küste im Mittelmeer nach wie vor etwa 400 Personen vermisst. Nach Angaben der italienischen Küstenwache gibt es kaum Hoffnung, noch wen zu finden. Knapp 150 Überlebende der Tragödie waren am Dienstag in Italien an Land gebracht worden.

"Nach Aussagen der Überlebenden sind bei dem Schiffsunglück etwa 400 Menschen ertrunken - 24 Stunden, nachdem das Schiff an der libyschen Küste aufgebrochen war", hieß es in einer Erklärung der Organisation Save the Children. Unter den Opfern seien viele Jugendliche. Auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) berichtete von Zeugenaussagen, wonach sich bis zu 550 Menschen auf dem Boot befunden hätten, als es umgekippt sei. "Wir ermitteln noch, wie es zu dem Untergang kommen konnte", sagte der IOM-Sprecher für Italien, Flavio Di Giacomo. Das Schiff sei womöglich gekentert, weil sich die Passagiere gleichzeitig auf eine Seite bewegten, als sie die nahende Küstenwache bemerkten.

Auffanglager in Süditalien überfüllt
Über 10.000 Flüchtlinge sind seit Samstag von der italienischen Küstenwache und der Marine im Mittelmeer gerettet worden. Allein seit Montag wurden 1.511 Migranten in Sicherheit gebracht. In Palermo trafen am Mittwoch zwei Schiffe mit 480 Menschen an Bord ein, 236 landeten in der Hafenstadt Messina. Die neue Flüchtlingswelle betrifft auch erneut die kleine Felsinsel Lampedusa südlich von Sizilien. 1.443 Menschen sind dort zurzeit im Auffanglager eingepfercht, obwohl die Flüchtlingseinrichtung für lediglich 250 Menschen gedacht ist. Die italienische Regierung will nun eine Luftbrücke organisieren, um die Flüchtlinge aufs Festland zu bringen.

Über 500.000 weitere Flüchtlinge erwartet
Angesichts der zunehmenden Anzahl von Flüchtenden aus Libyen macht Italien Druck auf die EU. Diese soll die Errichtung von Flüchtlingslagern in Afrika in die Wege leiten, die von internationalen Menschenrechtsorganisationen betrieben werden sollen. Menschen auf der Flucht vor Kriegen und Verfolgung sollten dort den Antrag auf politisches Asyl in der EU stellen können, forderte der italienische Vize-Außenminister Lapo Pistelli in einem Interview. "Die EU muss uns helfen, über eine halbe Million Flüchtlinge werden in den nächsten Monaten in Italien erwartet. Wir müssen in Europa die Last des Flüchtlingsnotstands auf faire Weise verteilen", meinte Pistelli.

Norditalien will keine Migranten mehr aufnehmen
In Bedrängnis gerät Rom auch wegen des Widerstands der norditalienischen Regionen, die ab sofort keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen wollen. Die Asylwerberheime im Veneto seien heillos überfüllt, sagte der Präsident der Region, Luca Zaia, Spitzenpolitiker der rechtspopulistischen Oppositionspartei Lega Nord. Auch die Lombardei will von weiteren Flüchtlingen nichts wissen. Die Region Piemont muss 700 neue Migranten unterbringen, seit Anfang 2014 sind bereits 7.000 Flüchtlinge in der Region eingetroffen.

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