Mit "Spuck-Kits"

Bespuckte Busfahrer sammeln DNA-Proben für Polizei

Ausland
03.11.2015 09:18
Aggressive Fahrgäste, die Bus-, U-Bahn- und Bimfahrer anspucken, werden im Amsterdamer Nahverkehr zu einem immer größeren Problem. Die Gefahr für Chauffeure, während ihrer Arbeit Opfer einer Spuckattacke zu werden, ist mittlerweile so groß, dass der Verkehrsbetrieb GVB nun "Spuck-Kits" an die Mitarbeiter verteilt, damit diese im Falle eines Übergriffs DNA-Spuren des Täters sichern und an die Polizei übermitteln können.

"Lieber kriege ich eins auf die Birne, als angespuckt zu werden", sagt der Amsterdamer Bus-Chauffeur John Nederlof (55) der holländischen Zeitung "Metro". In seiner dreißigjährigen Karriere als Busfahrer sei er schon mindestens fünfmal Opfer einer Spuckattacke geworden, zuletzt vor ein paar Wochen. "Man fühlt sich gedemütigt und dreckig", sagt Nederlof. Und er ist nicht allein: Im Jahr 2013 wurden rund fünfzig derartige Vorfälle gemeldet, die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen.

Mitarbeiter erhalten Kits zur DNA-Sicherung
Um die spuckenden Fahrgäste unter Kontrolle zu bringen, werden die GVB-Mitarbeiter - und hier insbesondere der Sicherheitsdienst - vom Arbeitgeber nun mit "Spuck-Kits" ausgestattet. Dabei handelt es sich um nichts anderes als Werkzeug zur DNA-Sicherung, wie es auch die Polizei einsetzt. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, erhalten GVB-Mitarbeiter Wattestäbchen, Plastikhandschuhe und ein versiegeltes Röhrchen für die Speichelspuren.

DNA-Spuren werden an die Polizei übermittelt
Wird ein Mitarbeiter Opfer einer Spuck-Attacke, kann er mit dem "Spuck-Kit" die DNA-Spuren des Angreifers an die Polizei übermitteln, welche sie mit ihrer DNA-Datenbank abgleicht. Ist der Täter aktenkundig, kann rasch seine Identität festgestellt werden. Ist er der Polizei noch unbekannt, wird die Speichelprobe zwölf Jahre lang aufbewahrt. Gelingt die Identifizierung, wird der Täter angezeigt und die Spuckprobe gemeinsam mit dem Überwachungsvideo aus Bus, Bim oder U-Bahn als Beweisstück verwendet.

Jeder zweite Mitarbeiter erlebte Übergriffe
Die "Spuck-Kits" sind nur eine Maßnahme, um mit aggressiven Fahrgästen fertig zu werden. Zusätzlich bietet GVB Selbstverteidigungs-Schulungen und - wenn nötig - psychologische Betreuung. Der Bedarf ist groß: Jeder zweite der rund 4000 Mitarbeiter wurde bereits Opfer von Übergriffen. Bespuckt zu werden, geht vielen besonders nahe. GVB-Sprecherin Mireille Muller: "Die Wirkung von spuckenden Fahrgästen auf die Mitarbeiter ist enorm." Die Belastung sei ebenso groß wie bei physischer Gewalt.

Auch in Wien kam es bereits zu Spuckattacken
Aggressive Fahrgäste sind freilich kein holländisches Phänomen. Auch in anderen Städten, etwa in Wien, wurden Mitarbeiter von Verkehrsbetrieben in der Vergangenheit zu Opfern gewalttätiger und pöbelnder Personen. Erst vor einigen Monaten machte beispielsweise der Wiener Busfahrer Elvir K. Schlagzeilen, weil er einen pöbelnden und randalierenden Fahrgast aus seinem Bus geworfen hatte. Der Chauffeur wurde bei der Aktion getreten und angespuckt - und vom Fahrgast anschließend sogar noch angezeigt. Der Prozess endete mit einem Freispruch für den couragierten Busfahrer.

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