Tränen in den Augen

Benedikt XVI. traf sich in London mit Missbrauchsopfern

Ausland
18.09.2010 20:44
Papst Benedikt XVI. hat sich am Rande seines Besuches in Großbritannien auch mit einer Gruppe von Opfern sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester getroffen. Nach Kirchen-Angaben waren bei dem Treffen in der päpstlichen Nuntiatur fünf Opfer aus Großbritannien. Benedikt XVI. habe Tränen in den Augen gehabt, als er sich bei den Opfern entschuldigte, berichtete Kathpress unter Berufung auf den britischen Rundfunksender BBC.

Die Berichte dieser Missbrauchsopfer hätten den Papst bewegt, heißt es in der Vatikan-Mitteilung. Was die Betroffenen und ihre Familien erlitten hätten, habe ihn tief betrübt und beschämt. 

Papst betete mit den Opfern
Bei dem etwa 30 bis 40 Minuten langen Treffen betete das Kirchenoberhaupt mit den Missbrauchopfern für einen Prozess der Heilung und Versöhnung. Benedikt versicherte ihnen, dass die katholische Kirche weiterhin dabei sei, wirksame Maßnahmen einzuführen, die junge Menschen schützen sollten. Er bekräftigte, dass die Kirche alles tue, um sexuellen Missbrauch aufzuklären und vor die Justiz zu bringen.

Bill Kilgallon, Vorsitzender einer katholischen Opferschutzorganisation, sagte der BBC über die Gruppe: "Sie waren verständlicherweise sehr emotional, wegen des bevorstehenden Treffens mit dem Papst, aber freuten sich darauf, ihm ihre Erfahrungen mitzuteilen." Drei der Opfer kamen aus der Region Yorkshire, eines aus London, ein weiteres aus Schottland. Im Zuge des Missbrauchsskandals hatte Benedikt bereits Betroffene unter anderem in den USA, in Australien und auf Malta gesprochen. Diese Begegnungen wurden jeweils nicht angekündigt und fanden in einem strikt privaten Rahmen statt.

Fehler vor Journalisten eingeräumt
Der Papst hatte sich zuvor am dritten Tag seiner Großbritannien-Reise tief beschämt über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche gezeigt. "Ich möchte gegenüber den unschuldigen Opfern dieser unaussprechlichen Verbrechen mein tiefes Bedauern zum Ausdruck bringen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt am Samstag während einer Messe in der Kathedrale von Westminster.

Vor Journalisten räumte er auch ein, dass die Kirche nicht schnell und entschieden genug auf die Missbrauchsfälle reagiert habe. Opferverbände führen dagegen an, dies seien alles nur leere Worte. "Wir brauchen keinen Papst, der traurig über Verbrechen ist. Wir brauchen einen, der sie verhindert", sagte Peter Isely, Gründer eines amerikanischen Netzwerkes von kirchlichen Missbrauchsopfern.

Tausende demonstrierten gegen den Papst-Besuch
Am Nachmittag demonstrierten mehrere Tausend Menschen in London gegen den Papst-Besuch. Sie kritisierten Benedikts Haltung zum Missbrauchsskandal, zur Homosexualität, zur Abtreibung und zur Benutzung von Kondomen zur Aids-Prävention. Auf Schildern waren Sprüche zu lesen wie "Der Papst schützt pädophile Priester" und "Der Papst irrt: Zieht Kondome an".

Die Polizei lehnte es ab, eine Schätzung der Teilnehmerzahl zu veröffentlichen. Auch bei einer Beteiligung von nur wenigen Tausend Menschen wäre es die größte Demonstration gegen Benedikt seit seiner Wahl vor fünf Jahren.

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