"Sehr erschreckend"

BBC-Star beging laut Polizei über 200 Missbrauchstaten

Ausland
11.01.2013 17:02
Im Missbrauchsskandal um den BBC-Kultmoderator Jimmy Savile hat ein Untersuchungsbericht der Londoner Polizei das erschreckende Ausmaß seiner Verbrechen enthüllt. Demnach hat der 2011 verstorbene Savile, der als Moderator der Sendung "Top of the Pops" auch international bekannt war, mindestens 214 Straftaten begangen. Am Freitag veröffentlichten die Behörden den Report über den wohl größten Missbrauchsskandal, von dem Großbritannien je erschüttert wurde.

Der Bericht zeige "ein sehr erschreckendes Bild" und unterstreiche "die Konsequenzen, wenn Anfälligkeit und Macht aufeinanderprallen", sagte Commander Peter Spindler, Chef der Sonderkommission bei Scotland Yard. Die Untersuchung trägt den Titel "Opfern eine Stimme geben". Demnach hat der einstige TV-Star zwischen 1955 und 2009 mindestens 214 Straftaten begangen - darunter mehr als 30 Vergewaltigungen.

Auch Mitglied in Pädophilenring?
Tatorte waren zum Teil das Gelände der BBC, aber auch Krankenhäuser und Hospize. Ein Fall hat sich dem Report zufolge sogar in einer Anstalt für psychisch kranke Straftäter abgespielt. Die jüngsten Opfer waren nach Angaben der Polizei acht Jahre alt. Nun wird geprüft, ob Savile auch Mitglied in einem Pädophilenring war.

Insgesamt hatten sich 450 Menschen bei der Polizei gemeldet, die Savile missbraucht haben soll, sie wurden aber nicht alle vernommen. In fast drei Viertel der Fälle waren die Opfer zum Tatzeitpunkt noch Jugendliche, fast immer habe Savile eine Situation ausgenutzt, erklärte die Polizei. In einigen Fällen habe es aber auch "Planungen" gegeben. "Saviles Profil als Täter ist riesig, opportunistisch und ausbeuterisch", heißt es in dem Bericht. Der Moderator habe sich seine Prominenz für seine Taten zunutze gemacht.

Weitere Prominente verdächtig
Der Moderator ist 2011 gestorben und kann nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Die Polizei untersucht aber auch Vorwürfe von 150 weiteren potenziellen Opfern gegen andere Tatverdächtige - teils aus dem Umfeld Saviles. Mindestens acht Männer waren in den vergangenen Wochen unter dem Vorwurf sexueller Straftaten vorläufig festgenommen, dann aber gegen Kaution wieder freigelassen worden – darunter der ehemalige Popstar Gary Glitter, der beliebte Comedian Freddie Starr und der Publizist Max Clifford, bekanntester PR-Mann des Landes.

Die Affäre war von der BBC lange Zeit verschwiegen und erst am 4. Oktober vergangenen Jahres vom Konkurrenzsender ITV in einer Dokumentation ans Licht gebracht worden. Als dies bekannt wurde, musste der damalige BBC-Generaldirektor George Entwistle gehen. Die Affäre erschütterte die Rundfunkanstalt bis ins Mark, die nun verzweifelt versucht, ihren einst ausgezeichneten Ruf wiederherzustellen. Nun soll untersucht werden, wie eine der bekannteste Fernsehfiguren des Landes so lange unerkannt - oder gar von Kollegen gedeckt - sein Unwesen treiben konnte.

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