Bub zurückgelassen

Australier wollen Baby Gammy doch zu sich holen

Baby Gammy mit seiner thailändischen Leihmutter, der erst 21-jährigen Pattaramon Chanbua

(Bild: AP)

Diese Geschichte sorgt seit Tagen für Schlagzeilen: Ein australisches Paar bezahlte eine thailändische Leihmutter, ihre Zwillinge auszutragen. Als die Kinder auf der Welt sind, nimmt das Paar nur ein Kind mit – das gesunde Mädchen. Ihren behinderten Bruder lassen sie bei der jungen Thailänderin zurück. Nun gibt es eine Wende in dem Fall "Baby Gammy": Die Australier wollen nun auch den Buben zu sich holen.

David Farnell, der biologische Vater von Gammy und Pipah, gab am Sonntag sein erstes Fernsehinterview zu dem Fall und sagte, sie würden auch Pipahs Bruder zu sich holen, sobald sichergestellt sei, dass die gesunde Zwillingsschwester die australische Staatsbürgerschaft erhalte und ihnen "nicht mehr weggenommen werden" könne. "Wenn wir zu einhundert Prozent wissen, dass sie sicher bei uns ist, können wir versuchen, unseren Buben zurückzuholen", sagte er dem Sender Channel Nine.

Zugleich trat Farnell Behauptungen entgegen, er habe die thailändische Leihmutter Pattaramon Chanbua zur Abtreibung des Fötus mit dem Down-Syndrom gedrängt - auch wenn ihm und seiner Frau Wendy durchaus der Gedanke gekommen sei, weil Gammy einen angeborenen Herzfehler hatte und die Überlebenschancen nach Auskunft der örtlichen Ärzte gering gewesen seien. Allerdings hätten sie der 21-Jährigen nie gesagt, dass sie "das Baby auf jeden Fall behalten kann".

David und Wendy Farnell mit ihrer Tochter Pipah - sie haben die beiden sofort mitgenommen.

(Bild: AP)

"Wir hatten Angst"
Die junge Frau habe nach der Geburt im Dezember damit gedroht, die Polizei einzuschalten und beide Zwillinge bei sich zu behalten, sagte Farnell. Das australische Paar aus der Nähe von Perth habe Thailand deshalb zunächst ohne den Buben und nur mit dessen Schwester verlassen, "weil wir Angst bekamen, dass wir auch sie verlieren würden". Allerdings räumte Farnell, der wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger vorbestraft ist, auch ein, dass er und seine Frau nach der Ausreise keinen Kontakt mehr zu Gammy gesucht hätten, um herauszufinden, wie es ihm geht.

Zwillinge ausgetragen, um Schulden zu begleichen
Das Schicksal des Säuglings hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Pattaramon hatte nach eigenen Angaben für umgerechnet 11.100 Euro die von Farnell befruchtete Eizelle einer anderen Thailänderin ausgetragen, um Schulden zu begleichen und die Ausbildung ihrer beiden eigenen Kinder zu finanzieren. Nach der Geburt sei sie mit dem behinderten Zwillingsbruder von Pipah im Stich gelassen worden.

Inzwischen ist Gammy sieben Monate alt und von Ärzten in Bangkok erfolgreich am Herzen operiert worden, wie die australische Hilfsorganisation Hands Across the Water am Freitag mitteilte. Die Gruppe hatte mehr als 240.000 Dollar (knapp 180.000 Euro) an Spenden für den Buben eingeworben. Das Krankenhaus konnte Gammy demnach wieder verlassen. Er lebe nun mit seiner Familie in Bangkok.