Ukraine-Krise

Auf der Spur der Kreml-Connection der Separatisten

Ausland
15.04.2014 17:11
Während die Übergangsregierung in Kiew am Dienstag im Osten des Landes ihren lange angekündigten Antiterroreinsatz gegen prorussische Separatisten gestartet hat, hat der ukrainische Geheimdienst SBU brisante abgehörte Telefongespräche veröffentlicht. Diese sollen Beziehungen zwischen den Separatisten und dem Kreml beweisen - was Moskau seit Tagen vehement bestreitet.

Die prorussischen Kämpfer würden von hunderten Soldaten des russischen Militärgeheimdienstes GRU unterstützt, die "große Erfahrung mit Konflikten" hätten, sah zuletzt General Walerij Krotow, der stellvertretende Kommandeur der ukrainischen Spezialkräftem, am Dienstag eine Verbindung zwischen dem Kreml und den prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine.

Die kurz zuvor vom ukrainischen Geheimdienst veröffentlichten Mitschnitte von Telefongesprächen untermauern ebenfalls die Anschuldigungen des Westens und der Regierung in Kiew gegen Russland. Die Telefonate, die insgesamt sechs Minuten lang sind, sollen am vergangenen Sonntag aufgezeichnet worden sein. Sie beziehen sich insbesondere auf die Operation prorussischer Freischärler in der umkämpften Stadt Slawjansk.

SBU: Russischer Spion als Separatisten-Anführer
In Slawjansk, so erklärte der SBU am Dienstag, würden die prorussischen Kräfte von einem Offizier des russischen Militärgeheimdienstes GRU angeführt. Der unter dem Decknamen "Strelok" (Schütze) auftretende Kommandant der prorussischen Operation in der Stadt erstattete in seinen Telefonaten Rapport. Er telefonierte mit einem gewissen Konstantin Walerjewitsch aus Russland, dem er ausführlich von der Zerstörung gegnerischer Fahrzeuge berichtete. In diesen wären ukrainische Antiterrorspezialisten unterwegs gewesen.

Walerjewitsch ersuchte den Kommandanten dabei explizit, auch einem gewissen Aksjonow Rapport zu erstatten: Er (Konstantin) würde Aksjonow am Montag treffen. Die Rede dürfte höchstwahrscheinlich von dem von Kiew nicht anerkannten Krim-Premierminister Sergej Aksjonow sein. Er hatte sich am Montag mit Russlands Präsident Wladimir Putin in dessen Präsidentenresidenz unweit der russischen Hauptstadt getroffen.

Telefonate mit "Aleksandr aus Russland"
In einem weiteren Telefonat mit einem "Aleksandr aus Russland" erzählte der Kommandant ein weiteres Mal, wie der ukrainische Angriff erfolgreich gestoppt worden sei. "Meine Burschen haben sich einen römischen Einser verdient", lobte er seine Männer. Wenn nötig, werde man bei einem Angriff einige Tage lang die Stellung halten können. Zudem vermittelte "Aleksandr" ein Interview mit dem Moskauer Internetfernsehsender Lifenews, der sich zuletzt durch omnipräsente Korrespondenten im Osten und Süden der Ukraine und eine äußerst propagandistische Darstellung der Vorgänge ausgezeichnet hatte.

"Aleksandr" erinnerte dabei nicht nur an die politischen Forderungen, die zu stellen seien, er empfahl auch, dass sich nicht der Kommandant selbst, sondern sein mit ukrainischem Akzent sprechender Stellvertreter zu Wort melden solle. Beim Kommandanten soll es sich nach SBU-Angaben um den russischen Staatsbürger Igor Strelkow handeln, der ein Offizier des russischen Militärgeheimdienstes sein soll.

"Aleksandr" als Moskauer Politologe geoutet
Ukrainische Medien outeten den Koordinator "Aleksandr" mittlerweile als den Moskauer Politologen Aleksandr Borodaj. Seine Stimme sei demnach jener von "Aleksandr" äußerst ähnlich. Borodaj, der als Autor der rechtsnationalen Wochenzeitung "Sawtra" ("Morgen") auftritt, hatte zuletzt öffentlich wiederholt eine Zerstörung des ukrainischen Staates propagiert. Er gilt als wichtiger Verbindungsmann zwischen dem Kreml und dem von Kiew nicht anerkannten Krim-Premierminister Sergej Aksjonow.

In der Politszene, so erklärte ein russischer Experte gegenüber der APA, gelte Borodaj als Mann von Wladislaw Surkow. Dieser ehemalige "Chefideologe des Kremls", Geschäftsmann und Politiker war wiederum zuletzt maßgeblich und in offiziellem Auftrag für die russische Ukrainepolitik verantwortlich.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele