Wilde Theorien

Attentäter-Mutter: “Boston-Bomben waren ein Fake”

Ausland
26.04.2013 12:52
Tote, die es nicht gab, beinamputierte Kriegsveteranen als vermeintliche Bombenopfer: Seit dem Doppelanschlag beim Boston-Marathon kursieren im Internet wildeste Verschwörungstheorien über den "wahren" Hergang der Tat. Jetzt hat auch die Mutter der beiden Bombenleger Zweifel an der offiziellen Darstellung geäußert. Indes wurde bekannt, dass die Attentäter offenbar auch in New York zuschlagen wollten.

Im CNN-Interview wollte Zubeidat Tsarnaev (Bildmitte) nicht ausschließen, dass die Anschläge ein Schwindel waren. Sie glaube, dass die Tragödie mit drei Toten und Hunderten Verletzten inszeniert worden sei. Die Bomben könnten ihrer Meinung nach nicht echt gewesen sein. "Das ist, was ich wissen will, weil jeder darüber redet: Dass dies eine Show war", so Tsarnaev.

Sie bezog sich bei ihren Aussagen auf ein nicht näher genanntes Video, das diese Theorie stützen würde, wie sie CNN-Reporter Nick Paton Walsh erklärte, der sie in Machatschkala, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan, zum Gespräch traf.

Gefragt, ob sie die Nachrichtenbilder von den tatsächlichen Bombenanschlägen und dem Leid, das diese verursachten, gesehen habe, antwortete die Frau: "Habe ich nicht. Es gab kein Blut, es war Farbe." Allerdings verstrickte sich die von den Ereignissen der letzten Tage sichtlich aufgewühlte Mutter in dem Interview in Widersprüche - und sprach etwa den Opfern des Anschlags ihr Beileid aus.

Mutter von Unschuld ihrer Söhne überzeugt
Fest steht, dass die Mutter hundertprozentig von der Unschuld ihrer beiden Söhne Tamerlan und Dzhokhar überzeugt ist. Dies stellte sie in den letzten Tagen, zuletzt bei einer Pressekonferenz am Donnerstag (siehe Video), mehrmals klar. Ihrer Ansicht nach wolle die US-Regierung dem getöteten Tamerlan und seinem jüngeren Bruder die Sache "anhängen".

So sagte sie gegenüber CNN, dass es ihr egal sei, ob sie oder ihr Sohn Dzhokhar sterben würden. "Wenn sie ihn töten, ist es mir egal. Mein Ältester wurde getötet, also ist es mir egal. Mir ist es egal, wenn sie auch meinen Jüngsten töten. Ich will, dass die Welt das hört. Und es ist mir auch egal, ob ich getötet werde. Ich werde sagen: 'Allahu akbar (Gott ist groß)!'"

"Amerika hat mir meine Kinder genommen"
"Warum bin ich überhaupt nach Amerika gegangen?", fragte sich Zubeidat Tsarnaev bei der Pressekonferenz am Donnerstag. "Amerika hat mir meine Kinder genommen", ließ sie kein gutes Haar an den USA. Wenn der Vater der Boston-Bomber, Ansor Tsarnaev, in den kommenden Tagen in die USA reisen werde, um die Arbeit der Ermittler zu unterstützen und den Leichnam seines Sohnes Tamerlan nach Hause zu holen, werde sie nicht mit ihrem nunmehrigen Ex-Ehemann im Flieger sitzen. Gegen sie liegt ein aufrechter Haftbefehl aus dem Jahr 2012 wegen Ladendiebstahls und Sachbeschädigung in Massachusetts vor. Auf Kaution freigelassen, hatte sie den Vereinigten Staaten den Rücken gekehrt, wie CNN berichtete.

Mit ihren Verschwörungstheorien ist Tsarnaev aber bei Weitem nicht alleine. Bereits kurz nach dem Doppelanschlag verbreiteten sich im Internet allerlei Behauptungen über den Hergang der Tat und ihre Folgen. CNN und andere Medien fassten die abstrusesten Darstellungen in eigenen Beiträgen zusammen. Und auch eine republikanische Politikerin glaubt, dass die US-Regierung für das Attentat von Boston verantwortlich ist.

Republikanerin vermutet "Black Ops" hinter Anschlag
Stella Tremblay, Abgeordnete im Parlament des Bundesstaats New Hampshire, postete - noch bevor Tamerlan Tsarnaev getötet und sein Bruder Dzhokhar schwer verletzt gefasst wurde - auf der Facebook-Seite des rechtskonservativen Moderators Glenn Beck, das Attentat auf den Marathon in Boston sei ein "Black Ops"-Anschlag ("Black Operations" bezeichnen mutmaßlich illegale Geheimdienstaktionen) gewesen. Doch auch jetzt, wo die Brüder Tsarnaev als Bombenleger identifiziert und Dzhokhar angeklagt wurde, denkt die Politikerin nicht daran, zurückzurudern.

Am Dienstag sagte sie der Zeitung "Foster's Daily Democrat", sie könne nicht ausschließen, dass die US-Regierung an dem Anschlag beteiligt sei. Tremblay postete zudem auf YouTube ein Video mit dem Titel "PROOF! Boston Marathon Bombing is Staged Terror Attack". In dem Video behauptet der Radiomoderator Alex Jones, die US-Regierung habe das Attentat geplant. Jones zufolge hätten sich Angehörige der Eliteeinheit Navy Seals während des Marathons im Bereich der Ziellinie aufgehalten und Rucksäcke mit den Bomben dabeigehabt. Jones macht - ebenso wie Tremblay - die US-Regierung auch für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich.

"Beleidigend, ungeheuerlich und irrational"
Die Demokraten reagierten empört auf Tremblays Anschuldigungen. "Selbst für die Republikaner in New Hampshire, die gleichbedeutend geworden sind mit der Tea Party und radikalem Extremismus, sind die Behauptungen der Abgeordneten Tremblay ein neuer Tiefpunkt", sagte eine Sprecherin. Der Fraktionschef der Republikaner in New Hampshire, Gene Chandler, distanzierte sich mittlerweile von seiner Parteikollegin. Er schäme sich für ihre Behauptungen und nannte sie "hochgradig beleidigend, ungeheuerlich und irrational".

Tremblay gibt sich jedoch unbeirrt. "Warum überlassen Sie es irgendeinem dummen Abgeordneten, Fragen zu stellen, wenn die Journalisten ihren Job machen sollten?", sagte sie der Zeitung. "Sind Sie so blind, dass Sie nicht bereit sind, Ihrer Regierung Fragen zu stellen?"

Wilde Theorie um Mann mit zerfetzten Beinen
Eine weitere wilde Theorie, die seit dem Boston-Anschlag im Netz die Runde macht, betrifft Bilder von Marathon-Zuschauern, die bei der Detonation der beiden Bomben Beine verloren hatten. So sei auf einer Aufnahme ein junger Mann mit zerfetzten Beinen zu sehen, wie er im Rollstuhl abtransportiert wird. Wie, fragen sich Verschwörungstheoretiker, könne der Schwerverletzte angesichts des hohen Blutverlusts noch bei Bewusstsein sein? Und warum sei sofort ein Rollstuhl zur Verfügung gestanden, aber kein Sanitätswagen, um dem Opfer Erste Hilfe zu leisten?

Es entstehe der Eindruck, die Szenen vom Abtransport des Mannes seien für ein "Foto-Shooting" inszeniert worden, so der Vorwurf. Bei dem Mann habe es sich, wird die Verschwörungstheorie weitergesponnen, um einen beinamputierten Kriegsveteranen gehandelt, der als "Schauspieler" von der Regierung engagiert worden sei. Zur Untermauerung wurde etwa auf YouTube ein Video des US-Militärs gepostet. Darauf zu sehen: beinamputierte Veteranen beim Einsatztraining mit Soldaten.

Offenbar war auch Anschlag in New York geplant
Unterdessen erklärte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg am Donnerstagabend, Dzhokhar Tsarnaev habe in seinen Einvernahmen angegeben, mit seinem Bruder auch einen Anschlag auf dem Times Square geplant zu haben. Demnach habe der überlebende Angreifer gegenüber dem FBI gesagt, "dass New York das nächste Anschlagsziel" gewesen sei, so Bloomberg. "Er und sein Bruder wollten nach New York fahren und diese Bomben auf dem Times Square zünden." Die Information über die Attentatspläne sei "eine schreckliche Erinnerung daran, dass wir Ziel für Terroristen bleiben", sagte Bloomberg, dessen Stadt noch heute von der Erinnerung an die Terroranschläge vom 11. September 2001 geprägt ist.

Polizeichef Ray Kelly konkretisierte, dass bereits sechs Bomben für den geplanten Anschlag bereitgestanden seien. Die Entscheidung der Tsarnaev-Brüder, auch den Times Square ins Visier zu nehmen, sei demnach "spontan" gefallen.

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