Griechen am Abgrund

Athen steht völlig still – und versinkt im eigenen Müll

Ausland
13.10.2011 15:26
Aus Protest gegen Entlassungen und Gehaltskürzungen befinden sich die griechischen Müllarbeiter seit mehr als einer Woche im Streik. Logische Folge: Tonnen von Müll türmen sich auf den Straßen Athens und der Vorstädte. Mittlerweile schlägt auch die Gesundheitsbehörde Alarm - die Müllberge seien eine gesundheitsgefährdene "Bombe". Doch die ist bei Weitem nicht das einzige Problem der griechischen Hauptstadt. Streiks und Proteste verscheuchen Touristen, die Akropolis ist "Sperrzone" - und der öffentliche Verkehr ist quasi nicht vorhanden.

Angestellte des Kulturministeriums verwehren enttäuschten Besuchern derzeit den Zutritt zu Athens Wahrzeichen. Touristen, die per Kreuzfahrtschiff gekommen waren, gingen am Donnerstag enttäuscht zu den Schiffen zurück. "Das darf nicht wahr sein. Wir sind aus Argentinien gekommen und sehen die Akropolis nur aus der Ferne", sagte ein erboster Urlauber im Fernsehen. Auch in den Museen des Landes steht man seit zwei Tagen vor verschlossenen Türen.

Keine Öffis, keine Taxis
Die Bus-, Straßenbahn- und U-Bahn-Fahrer traten am Donnerstag in einen 48-stündigen Streik und gingen auf die Straßen (Bild), Tausende Menschen kamen zu spät zur Arbeit. Auch die Taxifahrer legen demnächst ihre Arbeit nieder. Mitglieder der Elektrizitätsgesellschaft DEI blockierten vorübergehend den Eingang einer Filiale, die Rechnungen ausgibt. Damit wollten sie verhindern, dass die Regierung eine neue Sonder-Immobiliensteuer kassiert. Diese soll mit den Rechnungen der DEI kommen.

Keine Nachrichten
Die Proteste hatten auch Auswirkungen auf die Medien. Im staatlichen Fernsehen und Radio gab es keine Nachrichten. Auch Journalisten protestieren gegen geplante Entlassungen und die Schließung des traditionsreichen ersten Programms des griechischen Fernsehens ET1. Im Flugverkehr kommt es überhaupt ständig zu Verspätungen, weil die Fluglotsen seit mehr als einer Woche das Motto "Dienst nach Vorschrift" ausgegeben haben.

Kein Fährverkehr
Am Montag wollen die Seeleute für mindestens 72 Stunden in den Ausstand treten. Es wird mit einem Zusammenbruch des Fährverkehrs gerechnet. Auch Steuerbeamte und Zöllner wollen in der nächsten Woche für vier Tage streiken. Zur Wochenmitte sind zudem Streiks in vielen weiteren Branchen geplant. Griechische Medien sprechen von einem "Streiksturm".

Was der greichischen Bevölkerung wohl egal sein wird: Die neue "Rettungsspende" der EU und des IWF dürfte demnächst eintreffen. Griechenland soll seine nächste Kredittranche in Höhe von rund acht Milliarden Euro noch bis zum EU-Gipfel am 23. Oktober erhalten. Ein Beschluss soll "innerhalb der nächsten zehn Tage" erfolgen.

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