Massaker an Schule

Amokläufer war “komisch, ruhig” – Mutter Waffennärrin

Ausland
16.12.2012 16:47
Wie viele Amokläufer hat auch jener junge Mann, der 20 Kinder und sechs Erwachsene an der "Sandy Hook"-Volksschule in Newtown niederschoss, als Einzelgänger gegolten. Nur langsam kristallisiert sich ein Bild von Adam Lanza heraus, der sich nach der Bluttat in der Kleinstadt im US-Bundesstaat Connecticut selbst tötete. Sein Motiv ist unklar, bis zu dem Massaker war er der Polizei nie aufgefallen. Eine besondere Rolle bei der Tragödie spielte seine Mutter Nancy, der die Schusswaffen gehörten - und die zum ersten Opfer ihres 20-jährigen Sohnes wurde.

"Er war komisch, aber er war ruhig", sagte eine frühere Klassenkameradin. "Wir haben seine echte Persönlichkeit nie gekannt." Irgendwann in der siebenten oder achten Klasse sei der Schüler "vom Radar verschwunden", sagte die 20-jährige Megan. Auch andere Freunde und Verwandte beschreiben den Todesschützen als unauffälligen Jugendlichen, dem sie eine derart brutale Tat nie zugetraut hätten. In einigen Berichten heißt es, dass Adam an einer Entwicklungsstörung gelitten habe. Hochintelligent sei er gewesen, aber zugleich ungelenk im Umgang mit anderen Menschen.

"Nervös und zappelig" habe er manchmal gewirkt, sagten Bekannte der "New York Times". Außerdem habe der kontaktscheue Teenager versucht, jede Form der Aufmerksamkeit zu vermeiden. Der Nachrichtensender CNN berichtete unter Berufung auf eine Tante, dass die Mutter ihren Sohn schließlich zu Hause unterrichtet habe, als er in der Schule nicht klargekommen sei.

In Vorort-Idylle aufgewachsen
Adam Lanza wuchs in der scheinbar heilen Welt der US-Vororte auf. Zunächst lebte er mit seinen Eltern und seinem Bruder Ryan in Kingston im Bundesstaat New Hampshire, Ende der 90er-Jahre zog die Familie nach Newtown. Der Vater machte als Steuerexperte Karriere, arbeitete zunächst für die globalen Wirtschaftsprüfer Ernst & Young und dann in einer Führungsposition für die Finanzsparte des US-Konzerns General Electric.

Die Eltern trennten sich 2008. Während der vier Jahre ältere Ryan in die Fußstapfen seines Vaters trat und bei Ernst & Young seine berufliche Laufbahn begann, wohnte Adam weiter bei seiner Mutter in dem gediegenen Einfamilienhaus in einem wohlhabenden Viertel von Newtown. Offenbar hatte er kaum Kontakte nach außen.

Mutter war Waffennärrin
Die Rolle von Nancy Lanza bleibt ebenfalls ein Rätsel. Entgegen erster Berichte arbeitete sie nicht als Lehrerin an der Volksschule. Laut ABC war sie möglicherweise aber ehrenamtlich für die Schule tätig. Womit Nancy Lanza ihren Lebensunterhalt bestritt, ist noch unklar. Früher soll sie in der Finanzbranche gearbeitet haben. Bekannte beschrieben die Frau mit schulterlangen blonden Haaren in der "New York Times" und der "Washington Post" als gesellig - aber auch als zugeknöpft, sobald es um ihr Privatleben und vor allem um Adam ging.

Zu Hause hatte Nancy Lanza einen gut bestückten Waffenschrank. Auf ihren Namen seien zwei Handfeuerwaffen, zwei Jagdgewehre und ein halbautomatisches Gewehr der Marke Bushmaster registriert, berichteten US-Medien. "Waffen waren ihr Hobby", sagte Gärtner Dan Holmes, den sie mit der Verschönerung ihres Anwesens beauftragt hatte. "Sie sagte mir, dass ihr beim Schießen die Zielstrebigkeit gefalle." Auch soll sie davon gesprochen haben, ihren Sohn Adam mit auf eine Schießbahn zu nehmen.

Amokläufer trug Ausweis seines Bruders bei sich
Am vergangenen Freitag richtete Adam Lanza eine der Waffen gegen seine Mutter, ehe er sich zur Sandy-Hook-Volksschule aufmachte. Zu den mysteriösen Details der Bluttat gehört auch, dass der junge Mann einen Ausweis seines Bruders bei sich getragen hat. Die Polizei hielt daher zunächst Ryan für den Schützen, die Verwechslung tauchte schnell auch in den Medien auf. Ryan Lanza, der zum Tatzeitpunkt in seinem Büro bei Ernst & Young in New York saß, reagierte mit einer Serie von Botschaften auf Facebook - und versuchte verzweifelt klarzustellen, dass er nicht der Amokläufer sei.

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