Nordkorea-Satire

“9/11”-Drohung gegen Film wird zur Staatsaffäre

Ausland
18.12.2014 22:23
Die Terrordrohung von Hackern gegen den Satirefilm "The Interview" wächst sich zu einer veritablen Staatsaffäre aus. US-Präsident Barack Obama halte die Hackerangriffe und anschließenden Drohungen gegen Sony "für eine ernste Angelegenheit der nationalen Sicherheit", richtete sein Sprecher Josh Earnest am Donnerstag aus. Es würden "angemessene Reaktionen" in Erwägung gezogen, fügte er hinzu.

Earnest äußerte sich nicht zu dem Verdacht, dass Nordkorea hinter dem Cyber-Angriff Ende November auf den Filmkonzern stehe. Durch die Attacke waren interne E-Mails und Daten von Sony-Mitarbeitern an die Öffentlichkeit gelangt. Der Präsidentensprecher sagte, er wolle die laufenden Ermittlungen der Bundespolizei FBI und des US-Justizministeriums nicht kommentieren. Anlass zur Sorge gebe aber, dass die Attacke von einem "fähigen Akteur" ausgeführt worden sei.

In "The Interview" geht es um ein fiktives Mordkomplott des US-Geheimdienstes CIA gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Eine Hackergruppe mit dem Namen Guardians of Peace (GOP) hatte am Dienstag gewarnt, wegen des Films werde "die Welt mit Angst erfüllt sein". Die Gruppe rief dazu auf, sich von Kinos fernzuhalten, in denen der Film gezeigt wird. "Erinnert euch an den 11. September 2001", warnte sie mit Blick auf die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York. Am Mittwoch erklärte Sony, den Film nicht in die Kinos zu bringen.

"Trauriger Tag für die Kreativität"
Hollywood-Promis zeigten sich enttäuscht von der Absage. "Ein trauriger Tag für die Kreativität", schrieb Steve Carell bei Twitter. Sein Kollege Ben Stiller betonte: "Es ist wirklich schwer zu glauben, dass das die Antwort auf eine Bedrohung der freien Meinungsäußerung hier in Amerika ist." Talkmaster Jimmy Kimmel sprach von einem "unamerikanischen Akt der Feigheit, der terroristische Handlungen bestätigt und einen ungeheuerlichen Präzedenzfall schafft". Aber auch innerhalb der Bevökerung regt sich Protest gegen die Entscheidung von Sony. Unter dem Hashtag #PussyNation (auf Deutsch in etwa: FeiglingNation) bringen zahlreiche User ihren Unmut über die durch Angst geleitete Politik der USA zum Ausdruck.

Weiteres Projekt gestoppt
Die Drohungen wirken sich offenbar auch auf andere Filmproduktionen aus. Wie die Filmwebsite "Deadline" berichtet, steigt die zum Filmstudio 20th Century Fox zugehörige Produktionsfirma New Regency aus Gore Verbinskis ("Fluch der Karibik") in Nordkorea angesiedeltem Thriller "Pyongyang" aus.

Bereits im März hätten die Dreharbeiten mit Hauptdarsteller Steve Carell ("Foxcatcher") beginnen sollen. Für das Drehbuch sollte Steve Conrad ("Das erstaunliche Leben des Walter Mitty") verantwortlich zeichnen. Nun hat New Regency die Produktion gestoppt, nachdem Fox angekündigt hatte, den Film gegebenenfalls nicht veröffentlichen zu wollen.

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