"War sehr direkt"

Virtuelles Mädchen brachte Pädophilen vor Gericht

Web
21.10.2014 10:12
Das von der holländischen NGO "Terre des Hommes" entwickelte virtuelle Mädchen "Sweetie", mit dem die Organisation im Netz auf Pädophilenjagd geht, hat einen Sexualstraftäter in Australien überführt. Ihm blühen jetzt zwei Jahre Haft, die der Mann aber wohl nicht zur Gänze absitzen muss. Insgesamt sind dem virtuellen Mädchen bereits Zehntausende Pädophile auf den Leim gegangen.

"Ich bin nackt. Schon mal einen Kerl nackt gesehen?", zitiert die britische TV-Anstalt BBC aus den Chatprotokollen, die Terre des Hommes den Behörden übergeben hat. Nach dieser Frage soll Scott Robert Hansen aus Brisbane die Webcam eingeschaltet und sexuelle Handlungen durchgeführt haben - im Glauben, es mit einer Neunjährigen zu tun zu haben.

Die Unterlagen, die Terre des Hommes gesammelt hat, sind starker Tobak. Der NGO-Mitarbeiter, der unter dem Deckmantel des virtuellen Mädchens (siehe Infobox) mit dem Pädophilen chattete, sagt: "Er war sehr direkt. Einmal hat er gefragt, ob wir unsere fiktive achtjährige Schwester dazuholen könnten. Es war sehr schwierig, nachts ins Bett zu gehen, nachdem man mit jemandem wie Hansen interagiert hat."

Verstörende Chatprotokolle ermöglichten Urteil
Am Ende haben die Chatprotokolle und Aufzeichnungen der NGO-Mitarbeiter Hansen vor Gericht gebracht. Das Urteil: zwei Jahre Haft, die der Sexualstraftäter wohl nicht zur Gänze absitzen muss, weil er seit acht Monaten in U-Haft saß und vom Gericht zur Teilnahme an einem Behandlungsprogramm für Sexualstraftäter verpflichtet wurde.

Beim Prozess hatte es zunächst Zweifel gegeben, dass der Pädophile wegen der Interaktion mit einem Fake-Profil verurteilt werden könnte. Die zuständige Richterin sah das anders: "Wenn Sie glauben, dass das ein neunjähriges Mädchen ist, dann ist uns das gut genug."

Zehntausende Pädophile von "Sweetie" angelockt
Es handelt sich um die erste Verurteilung, die durch das virtuelle Mädchen ermöglicht wurde. Weitere dürften folgen: Terre des Hommes gibt an, mit "Sweetie" Zehntausende Pädophile im Netz angelockt zu haben. Etwa 1.000 Namen wurden an Interpol übergeben, die Verdächtigen kommen aus 71 Ländern auf der ganzen Welt.

Die Chatprotokolle, die den Behörden übergeben wurden, sollen für sich sprechen. "Einige der Männer, mit denen wir interagiert haben, verursachen buchstäblich Albträume bei mir", sagt einer der Mitarbeiter, die mit dem virtuellen Gesicht des neunjährigen philippinischen Mädchens im Netz auf Pädophilen-Fang gehen.

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