US-Rechnungshof:

Pentagon benutzt noch Computer aus den 70ern

Web
26.05.2016 15:10

Das US-Verteidigungsministerium benutzt teilweise vollkommen veraltete Computer. Selbst ein Atomwaffenprogramm im Pentagon arbeite noch mit einem Computersystem aus den 1970er-Jahren, kritisiert der US-Rechnungshof in einem nun veröffentlichten Bericht. Auch Floppy-Disks seien nach wie vor in Verwendung. Erst kürzlich hatte US-Präsident Barack Obama gewarnt, die Regierungs-IT komme zu oft "wie ein Atari-Spiel in einer Xbox-Welt" daher.

Wie es in dem am Mittwoch veröffentlichten Report des Rechnungshofs (Government Accountability Office/GAO) heißt, koordiniere das Automatisierte Strategische Kommando- und Kontrollzentrum die Einsatzfunktionen des US-Nukleararsenals, wie etwa Interkontinentalraketen oder mit Atomsprengköpfen bestückte Flugzeuge. "Das System läuft auf einem IBM Series/1 Computer und verwendet 8-Zoll-Disketten."

Der IBM-Computer der Serie 1 wurde 1976 eingeführt und kostete damals zwischen 10.000 und 100.000 US-Dollar, je nach Konfiguration. Auch die alten 8-Zoll-Disketten stammen aus den 70er-Jahren. Auf einem solchen Datenträger haben nur ein paar Kilobyte Daten Platz - ein moderner Flash-Drive hingegen hat Platz für das Millionenfache.

Austausch des Systems bis Ende 2017
In einer Reaktion auf den GAO-Bericht sagte eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums lediglich, das System bleibe in Gebrauch, weil es noch immer funktioniere. Es würde bis Ende 2017 ausgetauscht, die Modernisierung laufe "wie geplant" weiter. Laut dem Rechnungshof wolle das Pentagon das System allerdings erst Ende 2020 austauschen.

Auch in anderen Ministerien völlig veraltete IT
Wie der Rechnungshof weiters beklagt, würden auch im US-Finanzministerium vollkommen veraltete Systeme benutzt. In dem Bericht beklagen die Rechnungsprüfer vor allem, dass die Kosten für den Erhalt der überalterten Technik hoch seien und dass stattdessen besser in moderne Systeme investiert werden solle. Das Budget der US-Regierung für 2017 sieht insgesamt 89 Milliarden Dollar (knapp 80 Milliarden Euro) für die IT vor - davon sollen gleich drei Viertel nur für den laufenden Betrieb und die Instandhaltung aufgewendet werden.

Laut dem deutschen Nachrichtenmagazin "Spiegel" sei die Kritik, dass Ministerien und Behörden in den USA technisch oftmals nicht auf dem aktuellen Stand sind, nichts Neues. So nutze etwa die Sozialversicherungsbehörde sogar noch Systeme aus den 1960er-Jahren. Bisher sei nichts gegen den Missstand unternommen worden.

Obama: "Wie ein Atari-Spiel in einer Xbox-Welt"
US-Präsident Obama hatte erst im Februar in einem Gastbeitrag für das "Wall Street Journal" gewarnt, die Computersysteme der Behörden müssten unbedingt sicherer gemacht werden. Er schätzte die Kosten dafür auf mehr als drei Milliarden Dollar (2,7 Milliarden Euro). Cyberbedrohungen würden zu den akutesten Gefahren für Amerikas Wirtschaft und die nationale Sicherheit zählen - und laut Obama sei es kein Geheimnis, dass die Regierungs-IT zu oft "wie ein Atari-Spiel in einer Xbox-Welt" daherkomme.

US-Behörden werden immer wieder Opfer von Hackerangriffen, bei denen die Daten zahlreicher Regierungsangestellter kopiert werden. Im Heimatschutzministerium konnten jüngst rund 22.000 Mitarbeiter private Daten von sich im Netz finden. Und sogar Mitarbeitern des FBI erging es nicht besser: Ihre Daten waren einen Tag später online zu finden.

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