Sherine postete im Oktober einen Kommentar auf der Website der renommierten Zeitung "The Guardian". Sie wunderte sich darin über eine Werbekampagne für Gott auf Bussen in London. Die Website der werbenden Organisation eröffnete Sherine, dass Ungläubige auf ewig vom Göttlichen getrennt bleiben würden und "für alle Zeiten in der Hölle schmoren müssen".
Die junge Kolumnistin beendete ihren Artikel mit dem Vorschlag: "Wenn alle Atheisten, die das hier lesen, fünf Pfund geben würden, könnten wir eine Gegenkampagne starten!" Hintan stellte sie gleich ihren Vorschlag für den passenden Slogan: "Vielleicht gibt es gar keinen Gott. Also hör auf, dir Sorgen zu machen und genieße dein Leben!" Jon Worth, Blogger und Mitglied der "British Humanist Association", las Sherines Kommentar und eröffnete spontan ein Spendenkonto. 5.000 Pfund setzte man sich als Ziel. In den ersten sechs Wochen trudelten 877 Zahlungen ein, allesamt nicht groß genug, um die Kampagne zu starten.
Als Sherine einen zweiten Kommentar schrieb, setzten sich die Blogosphäre, einzelne Zeitungskommentatoren und der bekannte britische Wissenschaftler und bekennende Atheist Richard Dawkins mit ins Boot. Binnen weniger Wochen waren 140.000 Pfund - umgerechnet fast 160.000 Euro - auf dem Konto eingelangt. Seit Anfang Jänner kurven jetzt 800 Busse mit dem Slogan durch England, über 1.000 Plakate zieren die Londoner-U-Bahn-Stationen und sogar Bewegtbildwerbung konnte man sich leisten. "Es ist erstaunlich. Ich hätte mir nie gedacht, dass diese Aktion so groß werden könnte", schildert Sherine der Agence France Presse.
"Ungläubige" rotten sich zusammen
Via Internet hat sich die Idee, fanatischen Religionsgemeinschaften mit derartigem Atheismus-Lobbying zu begegnen, nach der großen Medienaufmerksamkeit auf die britische Kampagne in den letzten Wochen wie ein Lauffeuer verbreitet. In Australien gibt es bereits plakatierte Anti-Gott-Busse. Im italienischen Genua verhinderte bislang nur ein drohender Busfahrer-Streik den Start der Kampagne. In Spanien weigerte sich zunächst das Werbeunternehmen, die Plakate anzunehmen, ehe sich die "Gottlosen" durchsetzten.
Indes zählt Sherine die Beschwerden, die seit dem Start der Kampagne bei der britischen Werbeaufsichtsbehörde eingegangen sind. Mit 200 Stück binnen weniger Tage sind die Atheisten dort nämlich auf dem besten Weg, einen neuen Rekord aufzustellen. Die Spenden trudeln indes weiter ein und die Kolumnistin hat ihren Slogan bereits auf T-Shirts gedruckt.
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