"Badewonnen"

Heizmuseum in Wien zeigt Bassena und Mundl-Wanne

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03.02.2011 09:51
Museumspersonal im Frotteebademantel sieht man nicht alle Tage. Dieses ungewöhnliche Bild bot sich am Mittwoch im Wiener Museum der Heizkultur. Der Anlass: Ab Sonntag zeigt das Haus in Meidling mit "Badewonnen" eine Ausstellung zur Geschichte der privaten Badekultur in der Bundeshauptstadt. Ausgehend von den ersten Tröpferlbädern um 1900 spannt sich der Bogen über die ausklappbaren Schrankwannen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bis hin zum modernen Hygienedesign.

Um 1970 hatte noch immer mehr als die Hälfte der Wiener kein eigenes Badezimmer. Jahrzehntelang wusch sich ein Großteil der Bevölkerung in öffentlichen Volksbädern, in sogenannten Tröpferlbädern. Das erste wurde bereits 1887 in der Mondscheingasse in Neubau eröffnet, bis zum Ersten Weltkrieg kamen 18 weitere Anstalten dazu. Sie wurden allein im Jahr 1914 insgesamt 3,5 Millionen Mal besucht.

Nicht nur ausgestellte historische Fotografien von Brausenischen und Umkleideräumen, sondern auch eine Original-Duschvorrichtung, alte Hinweistafeln und ein Paar Schlapfen - sie gehörten zur Dienstkleidung der dort beschäftigten Badewärter - sollen einen Eindruck von der damaligen Massenreinigung geben.

Schrankwanne zum Ausklappen
Der Hygieneoffensive des "Roten Wien" im Gemeindebau ist ebenfalls ein kleiner Abschnitt gewidmet. Neben fließendem Wasser gehörten Gemeinschaftsbäder und Waschküchen zum Programm des sozialen Wohnbaus. Die Bewohner vieler Mietskasernen mussten jedoch weiterhin mit Bassenas am Gang auskommen. Von diesen werden ebenfalls einige Modelle und Zeichnungen präsentiert.

Das Bad in den eigenen vier Wänden trat erst ab der Mitte des 20. Jahrhunderts seinen langsamen Siegeszug an. Die räumlich bescheidene, aber dennoch liebevoll gestaltete Schau dokumentiert dies anhand von allerlei Mobiliar. So ist etwa eine Schrankwanne aus den 1960er-Jahren - geblümte Sitzfläche inklusive - zu sehen, die platzsparend in einem Kasten verstaut und bei Bedarf ausgeklappt werden konnte. Ein "Allibert" - bald Synonym für Wandschränke mit Spiegel -, unterschiedliche Modelle von Durchlauferhitzern und Elektro-Boilern oder Seifentassen und Fliesendesign aus den vergangenen 100 Jahren machen den Wandel in Sachen Körperreinigung nachvollziehbar.

Mundl in der Küchenbadewanne
Veranschaulicht wird die Entwicklung in Sachen Sauberkeit auch anhand des Installateurhandwerks. Waren diese um 1900 noch mit dem Schmieden von Blechkübeln, Gießkannen oder Dachrinnen beschäftigt, spezialisierte sich der Berufsstand mit Werkzeug wie Benzin-Lötlampe oder Rohrabschneider bald auf das Gebiet der Sanitär- und Heiztechnik. Über einen Bildschirm flimmern schließlich auch Szenen aus ausgewählten Filmen und Serien, in denen das Thema Bad eine Rolle spielt. Zu sehen ist dabei auch der "echte Wiener" Edmund Sackbauer, der sich von Frau Toni in der Küchen-Badewanne sitzend einseifen lässt.

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