Den Wirkstoff in den kleinen, weißen Tabletten namens „Reconcile“ (engl. versöhnen, schlichten) kennt man: Es handelt sich um Prozac, ein Medikament zur Stimmungsverbesserung. Dass es auch an Hunden funktioniert, hat eine einfache Erklärung: Die Nervensysteme aller Säugetiere ähneln sich, und der Prozac-Wirkstoff Fluoxetin verstärkt eigentlich nur die Wirkung des Hormons Serotonin (eines der „Glückshormone“), das Hunde ebenfalls produzieren. Unumstritten ist Prozac nicht – so soll es vor allem bei Kindern zu Gewaltausbrüchen führen können –, aber trotzdem nehmen es Millionen Menschen täglich, um ihre Stimmung zu verbessern. Der Schritt, auch Hunden statt Liebe und Zeit Medikamente zu geben, lag also nahe.
„Reconcile wirkt schneller“
Laut dem Pharmakonzern Eli Lilly, der die Depri-Pille herstellt, leiden etwa 15 Prozent aller Hunde unter Depressionen und Trennungsangst. Die Lösung ist "selbstverständlich" nicht, sich näher mit dem Tier zu beschäftigen, sondern das Medikament zu verabreichen. „Ausbildung kann das Problem beseitigen“, gibt allerdings sogar Steve Connel, Tiermediziner bei Eli Lilly, zu. „Aber ‚Reconcile’ wirkt schneller.“ Und für ganz Altmodische fügt er hinzu: „Es macht auch leichter zugänglich für Verhaltenstraining.“
Das wahre Interesse der Pharmaindustrie am Tier dürfte aber ein anderes sein: Der Markt für Tier-Psychopharmaka in den USA ist laut Schätzungen rund eine Milliarde Dollar groß. Wer braucht da schon einen Spaziergang im Park...?
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