Wenn man im Alter von 67 und 82 Jahren Mitbewohner für eine Wohngemeinschaft sucht, stößt man schnell auf Unverständnis bei Bekannten. Sein Leben mit Fremden zu teilen? Unvorstellbar für die meisten im Umfeld von Luise Sanders-Göbl und ihrem 15 Jahre älteren Mann (Bild).
Ihr "Couchsurfing" - bei dem Fremde übers Internet private Schlafplätze auf Reisen suchen und anbieten - dürfte ihre einstige Vermieterin überfordert haben. "Sie hat es uns verboten", berichtet die Junggebliebene. Mit einem Schmunzeln, weil sie alles sehr entspannt sieht.
WG-Idee kam nach Neuseeland-Abenteuer
Diese Einstellung sei das Ergebnis vieler Reisen. Der Wunsch, eine WG gründen zu wollen, sei allerdings erst auf der bislang letzten großen Abenteuerreise in Neuseeland gereift. Als Rucksacktouristen waren die beiden sieben Monate unterwegs. In Jugendherbergen und bei Bekannten.
"Es hat uns unglaublich imponiert, wie in den kleinen Siedlungen Nachbarn aufeinander geschaut haben", berichtet die Reiselustige. Diese Aufmerksamkeit wurde auch den beiden Tirolern zuteil. "Wir waren dort Teil einer großen Gemeinschaft von Jung und Alt."
Wieder zu Hause versuchte die Pensionistin vergeblich, die großteils jungen Nachbarn für ein derartiges Projekt zu begeistern. Für ein "warmes Umfeld, aufeinander schauen, einander helfen, wo es geht". Also kam die Idee mit der Zeitungs-Annonce, die auf großes Interesse stieß.
"Wir sind nicht mehr jung, wollen aber trotzdem leben"
Ein Haus für die WG ist bereits gefunden. Wer mit den Sanders-Göbls dort wohnen wird, steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass es auch in Tirol einige Interessierte gibt. Darunter einige Pensionsbetreiber.
In erster Linie geht es Luise Sanders-Göbl um ihre Zukunft und die ihres Mannes. "Wir sind nicht mehr jung, wollen aber trotzdem leben. Und das macht mehr Freude, wenn man es gemeinsam mit anderen tut."
von Michael Kriess, Tiroler Krone
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